Neuartige Untersuchung der inneren Struktur von Atomen
Dual-Comb-Spektroskopie enthüllt bisher unbekannte Eigenschaften des Elements Samarium.
Forschende der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und des Helmholtz-Instituts Mainz (HIM) haben eine neuartige Methode zur Untersuchung der inneren Struktur von Atomen entwickelt und dabei bisher unbekannte atomare Übergänge im Seltene-Erde-Element Samarium entdeckt. Das Wissen über die Energieniveaustruktur vieler Atome ist bislang jedoch unvollständig, insbesondere im Fall von Atomen der Seltenen Erden und Actiniden.

„Hochauflösende Breitbandspektroskopie ist für Präzisionsmessungen in der Atomphysik und die Suche nach neuen fundamentalen Wechselwirkungen unerlässlich“, erklärt Razmik Aramyan, Doktorand in der Gruppe von Dmitry Budker. „Fortschritte werden jedoch oft durch die Schwierigkeit behindert, komplexe atomare Spektren zu messen, was hauptsächlich auf zwei technische Einschränkungen zurückzuführen ist: die Schwierigkeit, die von der Probe ausgesendeten Signale richtig zu unterscheiden, und der begrenzte Wellenlängenbereich, den die Instrumente erfassen können.“ Um diese Einschränkungen zu überwinden, haben Aramyan und seine Mitarbeitenden die Dual-Comb-Spektroskopie (DCS) angewendet und weiterentwickelt, mit der atomare Spektren in einem breiten Band elektromagnetischer Frequenzen mit hoher Auflösung und hoher Empfindlichkeit gemessen werden können. Die DCS basiert auf optischen Frequenzkämmen. Bei der DCS werden zwei dieser speziellen Laser im kohärenten Modus verwendet, wodurch das Spektrum der Probe genauer gemessen werden kann als mit herkömmlichen Methoden.
Eine der Herausforderungen bei der Anwendung der DCS besteht darin, schwache Signale mit hoher Präzision zu erkennen. Um sie zu überwinden, implementierten die Forschenden um Aramyan außerdem mehrere Fotodetektoren, die das Signal-Rausch-Verhältnis verbessern. Mit dieser Kombination war es dann möglich, die experimentellen Daten klar abzulesen und die verschiedenen Wellenlängen des Spektrums zu bestimmen. „Wir haben einen verbesserten Mehrkanal-DCS-Ansatz entwickelt, der ein Photodetektor-Array mit einem neuartigen Schema zur Auflösung von Frequenzmehrdeutigkeiten kombiniert und somit mehrdeutigkeitsfreie Breitbandmessungen mit einem hohen Signal-Rausch-Verhältnis ermöglicht“, fasst Aramyan zusammen.

Die Entwicklung dieses neuartigen Ansatzes stellt einen der ersten Schritte im internationalen Projekt „Spectroscopy 2.0“ dar, das ein „massiv-paralleles spektroskopisches Werkzeug“ entwickeln soll: ein Werkzeug, mit dem sich eine große Anzahl spektroskopischer Messungen gleichzeitig durchführen lässt. Damit soll die Spektroskopie dichter atomarer und molekularer Spektren unter starken Magnetfeldern möglich werden.
Die DCS eignet sich besonders gut, um Lücken in den atomaren Daten zu schließen, wie die aktuelle Arbeit bestätigt. Dank ihres innovativen Ansatzes konnten Aramyan und das Team das Spektrum von Samariumdampf bei verschiedenen Temperaturen erfassen und das Spektralverhalten bei unterschiedlichen Samariumkonzentrationen analysieren. Beim Vergleich ihrer Ergebnisse mit bestehenden Datensätzen fanden sie spektroskopische Linien, die bisher unbekannt waren.
„Wir haben mehrere bisher nicht beschriebene Samarium-Absorptionslinien entdeckt. Das illustriert das Potenzial unserer Methode, bisher unbekannte atomare Eigenschaften aufzudecken. Sie eröffnet vielversprechende Möglichkeiten für die massiv-parallele Spektroskopie, beispielsweise für die Spektroskopie von Atomen in gepulsten, ultrahohen Magnetfeldern“, so Aramyan. [JGU / dre]
Weitere Informationen
- Originalveröffentlichung
R. Aramyan et al., Enhanced multichannel dual-comb spectroscopy of complex systems, Phys. Rev. Applied 24, L021002, 22 August 2025; DOI: 10.1103/7ktx-4h8m - Budker Lab: Table-top precision physics, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Helmholtz-Institut Mainz, Johannes Gutenberg-Universität Mainz