Neuartiges magnetisches Material mit Spiralstruktur
Metallischer p-Wellen-Magnet leitet Strom abhängig vom Drehimpuls der Elektronen – Anwendungsmöglichkeiten in der Informationstechnologie.
Ein neuartiges magnetisches Material mit ungewöhnlicher elektronischer Struktur könnte künftig schnellere, kleinere und effizientere Computerchips ermöglichen: der p-Wellen-Magnet. An seiner Herstellung waren Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) beteiligt. Sein magnetisches Verhalten im Innern des Materials entsteht, weil sich die Spins der Elektronen wie eine Spirale anordnen. Dadurch wird durchfließender elektrischer Strom seitlich abgelenkt.

In ferromagnetischen Materialien zeigen die Spins alle in die gleiche Richtung. Antiferromagnetische Materialien hingegen wirken nach außen nicht magnetisch, weil sich die magnetischen Kräfte sowie die elektrischen Leitungseigenschaften der einzelnen Atome gegenseitig aufheben. Neueste Entwicklungen weisen jedoch darauf hin: Je nach Kombination aus magnetischer und elektronischer Anordnung können Antiferromagneten Eigenschaften von Ferromagneten annehmen. Ein solches Material haben nun Forschende des RIKEN Center for Emergent Matter Science (CEMS) in Japan, der Universität Tokio und des KIT entwickelt. Darin verhalten sich die Elektronen so, als wären sie nach Spin getrennt, was sich entscheidend auf ihre Bewegung auswirkt. Die Spins ordnen sich in diesem p-Wellen-Magneten, einer Verbindung aus mehreren verschiedenen Metallen, in einer regelmäßig wiederkehrenden Spirale an.
„Die Magnetisierung rotiert auf einer Länge von nur sechs atomaren Gitterplätzen einmal um 360 Grad, wobei Nachbarn fast genau 60 Grad Differenz haben“, sagt Jan Masell, Leiter der Emmy Noether-Gruppe „MAGN3D“ am Institut für Theoretische Festkörperphysik des KIT und Gastwissenschaftler am CEMS. Er war an dem von der Universität Tokio und dem CEMS koordinierten Projekt beteiligt, vereinte die verschiedenen theoretischen Ansätze sowohl miteinander als auch mit den experimentellen Messungen. „Zusätzlich weist unser Material eine ganz kleine messbare Magnetisierung auf, also ein kleines bisschen Ferromagnetismus – die Spirale ist also nicht perfekt“, erklärt Masell.
Diese minimale Abweichung führt zu einem Phänomen, das sonst nur in Kombination mit einem starken Magnetfeld oder starker Magnetisierung auftritt: einem ausgeprägten anomalen Halleffekt. Elektronen, die sich normalerweise geradlinig durch ein Material bewegen, werden allein durch die innere Struktur des p-Wellen-Magneten seitlich abgelenkt. „Wir konnten außerdem zeigen, dass sich die Spiralanordnung in der Magnetisierung drehen lässt – der Effekt des p-Wellen-Magneten ist also schaltbar“, so Masell. „Überdies hängt der elektrische Widerstand stark von der Orientierung der Spirale ab.“
Mit dieser Grundlagenforschung könnten sich neue Möglichkeiten für die Informationstechnologie eröffnen: So könnte der metallische p-Wellen-Magnet künftig schnellere, kleinere und energieeffizientere Computerchips ermöglichen. Gleichzeitig bietet er eine Plattform, um spin-elektronische Zustände, beispielsweise in Magneten oder Supraleitern, weiter zu untersuchen. [KIT / dre]
Weitere Informationen
- Originalpublikation
R. Yamada, M. T. Birch, P. R. Baral, et al., A metallic p-wave magnet with commensurate spin helix, Nature 646, 837–842, 23. Oktober 2025; DOI: 10.1038/s41586-025-09633-4 - Emmy Noether-Gruppe „MAGN3D“ (Jan Masell), Institut für Theoretische Festkörperphysik (TFP), Karlsruher Institut für Technologie
- Center for Emergent Matter Science (CEMS), Rikagaku Kenkyūjo (RIKEN), Wako, Saitama














