Neuer Ansatz für die räumlich und zeitlich aufgelöste Messung von Lichtwellen
Anwendungen in der räumlich aufgelösten Spektroskopie und der feldaufgelösten Rastermikroskopie möglich.
Ein moderner Computer arbeitet im einstelligen Gigahertzbereich und ist damit etwa eine Million Mal langsamer als Licht schwingt. Könnte man Computer-Technologien mit Licht betreiben, wäre sie also um ein Vielfaches schneller. Zuvor muss man allerdings genau wissen, wie man Licht kontrollieren und steuern kann. Dazu sind präzise zeitliche Messungen in Kombination mit räumlicher Auflösung notwendig. Das stellt die Physik vor große Herausforderungen, da die Messung in einem räumlichen Volumen unterhalb der Fokusgröße von Licht stattfinden muss. Ein neues Verfahren zur Messung des elektrischen Feldes von ultrakurzen Laserpulsen in Zeit und Raum hat jetzt ein internationales Forscherteam vorgestellt. Dadurch werden Bilder von Lichtwellen mit zuvor nicht erreichter räumlicher und zeitlicher Auflösung möglich.
Da Licht gebeugt wird, ist die theoretische minimale Auflösung auf die Größenordnung der Wellenlänge, das heißt auf einige hundert Nanometer beschränkt. In typischen Anwendungen ist dieses Limit jedoch schwer zu erreichen, hier liegt die Fokusgröße oft im Bereich einiger Mikrometer. Effekte auf Skalen, die kleiner sind als der Fokus, kann man mit fokussiertem Licht allein also nicht untersuchen. Dieses Problem hat das Team jetzt elegant umschifft. Für ihre Messungen verwendeten sie eine winzige metallische Nanospitze, die viel kleiner war als der Fokus des Lichts.
Das bringt Vorteile: Durch die Feldüberhöhung am Ende der Spitze lässt sich die Messung räumlich auf das Ende der Spitze beschränken. Die Leitfähigkeit des Spitzenmaterials ermöglicht zudem den Einsatz modernster elektronischer Messmethoden, die die Technik einfach handhabbar und zugleich präzise machen. Die Spitze selbst ist nur wenige Nanometer groß. Sie dient als Taster und wird an jenem Punkt im Raum aufgestellt, den man beobachten möchte. Um ein Gesamtbild des Lichts zu erhalten, muss man die Spitze an verschiedene Punkte setzen und die Bilder zusammenfügen. Jede Spitzenposition entspricht also einem Pixel des Bildes. Zudem können die Forscher gleichzeitig die zeitliche Veränderung des Feldes in jedem Pixel messen.
Trifft Licht auf die Spitze, wird ein kurzer Strompuls erzeugt. Dieser durchströmt die Spitze in einigen hundert Attosekunden. Der induzierte Strom wird dann mit einem zweiten Laser moduliert und charakterisiert. Mit diesen Stromänderungen innerhalb des extrem kurzen Zeitintervalls erreichen die Wissenschaftler die notwendige zeitliche Auflösung zur Beobachtung des Lichtfeldes.
Mit dieser „nanoTIPTOE“ getauften Methode hat das Team einen neuen Ansatz zur Lichtwellenmessung vorgestellt. Als erste Anwendung demonstrierten die Forscher, dass das Feld eines optischen Vortexstrahls, einer speziell strukturierten Art von Laserlicht, gemessen werden kann. Dieser Strahl erinnert an eine Spirale aus Licht. Die Lichtfrequenz des Strahls ist dabei um viele Größenordnungen höher als konventionelle Elektronik sie erfassen kann.
Durch die räumliche Auflösung war es möglich, die örtliche und zeitliche Feldverteilung des optischen Vortex im Fokus des Lasers zu rekonstruieren und die um die Propagationsachse rotierenden Feldamplituden der Femtosekundenpulse zu beobachten. „Mit unserer neuen, auf Strommessungen beruhenden Methodik, können wir eine neue Qualität in der räumlich aufgelösten Spektroskopie erreichen und treiben so auch Anwendungen in der feldaufgelösten Rastermikroskopie voran“, erklärt Johannes Blöchl vom MPI für Quantenoptik.
MPQ / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
J. Blöchl et al.: Spatiotemporal sampling of near-petahertz vortex fields, Optica 9, 755 (2022); DOI: 10.1364/OPTICA.459612 - Strong-Field Dynamics Group, Laboratory for Attosecond Physics, Max-Planck-Institut für Quantenoptik & Ludwig-Maximilians-Universität München
- Ultrafast Electronics and Nanophotonics Group, Stanford University, USA