Neues Bonding-Verfahren verschließt strukturierte Glasträger exakt
Laminat wird durch geringen Anpressdruck und niedrige Temperaturen mit dem Träger verbunden.
Mikrofluidische Chips spielen eine entscheidende Rolle bei Methoden wie „Lab-on-a-Chip“ oder „Miniaturized Total Analytical System“. Um Mikrostrukturen auf kleinstem Raum realisieren zu können, werden immer neue Anforderungen an die Herstellungsverfahren solcher Mikrofluidikbauteile gestellt. Forscher der Hochschule Karlsruhe haben ein schonendes, kostengünstiges und einfaches Laminierungsverfahren entwickelt, bei dem die Mikrostrukturen auf dem Träger nicht beeinträchtigt werden. Das Laminat wird mit dem Träger durch geringen Anpressdruck und niedrige Temperaturen verbunden.
In der Mikrofluidik geht es vor allem darum, wie sich Gase und Flüssigkeiten auf kleinstem Raum verhalten. Dabei geht es vor allem darum, kleinste Stoffmengen wie Biomoleküle, Bakterien oder Flüssigkeiten zu kontrollieren, um Reaktionen oder Analysen zu steuern. Für unterschiedlichste Anwendungen in Fachbereichen wie Chemie, Medizin, Luft- und Raumfahrttechnik, Umweltanalytik oder auch in der Lebensmittelindustrie ist es daher wichtig, Mikrostrukturen auf kleinstem Raum realisieren zu können.
Wurden bisher die Folien direkt mit dem Träger verklebt oder eine Polymerschicht direkt auf den Träger aufgetragen, wird bei dem neuen Verfahren die Laminatschicht getrennt vom Träger hergestellt und erst danach mit dem Träger verbunden. Die Nachteile der herkömmlichen, teils sehr aufwändigen, Herstellungstechnik werden vermieden. Bislang wird die Verbindung eines beispielsweise thermoplastischen Trägers mit dem Laminat durch Ultraschallschweißen oder mit Hilfe sehr hoher Temperaturen hergestellt. Hier kann es jedoch passieren, dass durch das direkte Auftragen der Polymerschicht auf den Träger die Strukturen im Träger verstopft oder verengt werden.
Bei dem von Christian Karnutsch und Jörg Knyrim entwickelten Verfahren wird zunächst ein Polymer in der gewünschten Schichtdicke im Bereich von 0,5 bis 1000 Mikrometern mit Hilfe eines Arbeitsstempels hergestellt und erst anschließend auf das Trägermaterial übertragen. Mit dieser Laminationsschicht können die erzeugten Kanalstrukturen auf dem Träger ganz oder teilweise überdeckt werden. Die Schichtdicke kann exakt eingestellt werden, was etwa für die Lichtdurchlässigkeit für mikroskopische Nachweisverfahren wichtig ist. Mit dieser Methode ist auch der Aufbau mehrschichtiger Systeme möglich. Das Laminat selbst kann durch einen geeigneten strukturierten Stempel ebenfalls mit einer Funktionsstruktur versehen werden.
Das Verfahren lässt sich für verschiedene Trägermaterialien anwenden. Es eignet sich vor allem für Glas, wodurch es für den diagnostischen Bereich hervorragend geeignet ist. Durch das neue Verfahren können nicht nur die Nachteile der herkömmlichen Herstellungstechnik eliminiert werden. Die exakt einstellbare Schichtstärke, beispielsweise für die Lichtdurchlässigkeit bei mikroskopischen Nachweisverfahren, die strukturierte laminierte Funktionsschicht und die variable Abdichtungsmöglichkeit der Kanäle – offene und geschlossene Abschnitte – sind deutliche Vorteile dieser Technik. Dadurch bietet das neue Verfahren eindeutige Pluspunkte bei den neuesten Entwicklungen in der Mikrofluidik.
TLB / RK
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