Neues Material für flexible Elektronik
Elektrisch leitfähige Beschichtung ist dehnbar und für unterschiedliche Substrate geeignet.
Elektronik soll weich und flexibel werden. Im Fokus stehen dabei vor allem Geräte, die in unsere Kleidung integriert oder direkt auf der Haut getragen werden können, um von dort aus etwa Vitalfunktionen zu überwachen. Die Visionen der Forscher reichen aber bis hin zu elektronischer Haut, die Prothesen ein Gespür für Temperatur und Druck geben sollen, oder Displays in Form dünner Folien, die auf beliebig geformte Oberflächen gespannt werden können. Um dergleichen realisieren zu können, suchen Forscher mit Hochdruck nach neuen Materialien, die neben den gewünschten elektronischen auch die nötigen mechanischen Eigenschaften aufweisen. Wissenschaftler der Texas A&M University haben nun eine elektrisch leitfähige Beschichtung entwickelt, die auf unterschiedliche flexible und auch dehnbare Substrate aufgebracht werden kann.
Abb.: Ein Dehnungssensor in Form eines mit MXene beschichteten Kunststoffstreifens misst die Krümmung eines Fingers. (Bild: H. An et al.)
Neben den vielseitigen mechanischen Belastungen von Dehnen und Biegen bis zu Verdrehen und Falten gelten auch die unkonventionellen Substrate wie Gewebe oder einzelne Fasern als besondere Herausforderung für derartige Beschichtungen. In ihrer aktuellen Studie demonstrieren die amerikanischen Wissenschaftler nun das Potenzial zweidimensionaler Metallcarbide (MXene), die aufgrund ihrer metallähnlichen, elektrischen Leitfähigkeit schon länger als vielversprechende Kandidaten gelten.
Diese erstmals 2011 beschriebenen Materialklasse besteht aus nur wenige Atome dicken Schichten. Im aktuellen Fall verwendeten die Forscher mehrere Mikrometer große Flocken eines Materials auf Basis von Titan, das bereits bei einer Reihe von Anwendungen (von der Katalyse bis zur Wasserentsalzung) Einsatz gefunden hat. Das hydrophile Material kann in Wasser gelöst und durch Sprühen oder Eintauchen auf das gewünschte Substrat aufgebracht werden. Da allerdings eine einzelne Schicht nicht ausreicht, um die gewünschte Leitfähigkeit zu erzielen, wird die Beschichtung Schicht für Schicht abwechselnd aus dem MXene und einem organischen Polymer aufgebaut. Dabei führt Eintauchen zu einer Dicke von etwa zehn Nanometern und Sprühen zu einer Dicke von etwa drei Nanometern pro Schichtpaar.
Während der Flächenwiderstand der Beschichtung für fünf solcher Schichtpaare noch 17 Kiloohm beträgt, fällt er ab zehn Paaren auf fünf bis acht Kiloohm. Das liegt den Forschern zufolge daran, dass sich durch die zusätzlichen Schichten zwischen den einzelnen Flocken mehr durchgängig leitende Wege für den Ladungstransport ausbilden. Dennoch ist der Widerstand aufgrund der isolierenden Polymerschichten höher als der einer reinen MXene-
Abb.: Ein Sensor aus fünf nebeneinander angeordneten Streifen ertastet die Struktur eines Reliefs. (Bild: H. An et al.)
Auch wenn die elektrische Leitfähigkeit der Beschichtung sowohl unter Biegung als auch unter Dehnung grundsätzlich erhalten bleibt, hat die Deformation dennoch einen starken Einfluss auf ihren Wert. So verdoppelt sich der Widerstand bei einer Biegung mit einem Radius von 2,5 Millimetern und verneunfacht sich, wenn das Material um vierzig Prozent gedehnt wird. Während ein Teil der Veränderung beim ersten Biegen irreversibel ist, bleibt die Leitfähigkeit über 2000 weitere Biegezyklen weitgehend konstant. Ein ähnliches Verhalten zeigt sich auch unter wiederholter Dehnung.
Um die diesem Verhalten zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen, haben die Forscher die Struktur der MXene-
Aufgrund dieser Eigenschaft lässt sich ein beschichtetes, dehnbares Material über eine Widerstandsmessung auch als Dehnungssensor verwenden. Zur Demonstration zeigen die Forscher einen Sensor in Form eines mit MXene beschichteten Kunststoffstreifens (PDMS), der die Biegung eines menschlichen Fingers misst und einen Scanner, der mit mehreren solcher Streifen nebeneinander ein Relief abtastet und dessen Oberflächenstruktur elektronisch erfasst.
Thomas Brandstetter
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