Neues Werkzeug für komplexe Quantensimulationen
Matrix-Produkt-Zustands-Tomographie könnte zu neuem Standardwerkzeug werden.
Viele Phänomene der Quantenwelt lassen sich im Labor nicht direkt untersuchen und auch Supercomputer scheitern beim Versuch, sie zu simulieren. Wissenschaftler sind heute aber in der Lage, verschiedene Quantensysteme im Labor sehr präzise zu kontrollieren. Diese können genutzt werden, um andere Quantensysteme zu simulieren. Quantensimulatoren gelten deshalb als eine der ersten konkreten Anwendungen der zweiten Quantenrevolution.
Abb.: Eine Kette gespeicherter Ionen, die miteinander in Wechselwirkung treten. Daraus resultiert ein komplexer Quantenzustand, der durch Messungen an benachbarten Gruppen von Ionen rekonstruiert werden kann. (Bild: H. Ritsch, QOQI Innsbruck)
Als schwierig erweist sich allerdings noch die vollständige Charakterisierung von großen und komplexen Quantenzuständen, die für reale Simulationen notwendig ist. Der aktuelle Goldstandard für Quantenzustandsanalysen im Labor – die Quantenzustands-
In Ionenfallen werden Teilchen auf Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt und mit Hilfe von Lasern manipuliert. Die Quantenphysiker der Uni Innsbruck sind in diesem Bereich weltweit führend und können heute in Ionenfallen zwanzig und mehr Teilchen miteinander verschränken. Um solche Quantensysteme vollständig charakterisieren zu können, benötigen sie neue Methoden. Hier kamen ihnen Theoretiker um Martin Plenio von der Uni Ulm zu Hilfe. Sie haben 2010 ein neues Verfahren für die Charakterisierung von komplexen Quantenzuständen vorgeschlagen. Mit der Matrix-
Als Testfall bauten die Forscher einen Quantensimulator mit bis zu 14 Quantenbits, der zunächst in einem einfachen Ausgangszustand ohne Quantenkorrelationen präpariert wurde. In der Folge verschränkten die Forscher mit Laserlicht jeweils benachbarte Teilchen und beobachteten die dynamische Ausbreitung der Verschränkung im System. „Mit der Methode können wir den Quantenzustand des Gesamtsystems bestimmen, indem wir nur einen kleinen Bruchteil der Systemeigenschaften messen“, sagt Team-
Als die Arbeitsgruppe von Rainer Blatt 2005 das erste Quantenbyte realisierte, waren für die Charakterisierung des Quantenzustands über sechstausend Messungen in einen Zeitraum von zehn Stunden nötig. Mit der neuen Methode werden dafür nur noch 27 Messungen in rund zehn Minuten gebraucht. Jetzt wollen die Wissenschaftler die Algorithmen so weiterentwickeln, dass sie auch von anderen Forschungsgruppen flexibel eingesetzt werden können.
Das neue Verfahren erlaubt die Charakterisierung von großen Quantenvielteilchensystemen im Labor und schafft damit auch eine Vergleichsmöglichkeit für Quantensimulationen. „Wir können mit den Messungen Quantensimulatoren kalibrieren, indem wir sie mit analytischen Berechnungen vergleichen“, erklärt Team-
U. Innsbruck / RK