Nichtlinearitäten komplexer Terahertz-Laser vermessen
Erkenntnisse beeinflussen zukünftige Entwicklung von Quantenkaskadenlasern.
in der modernen Quantenoptik spielen Nichtlinearitäten eine zentrale Rolle. Mithilfe von nichtlinearen Medien lassen sich ultrakurze – und somit mehrere optische Oktaven überspannende – Lichtimpulse erzeugen. Auch können hochintensive Laserquellen genutzt werden, um in nichtlinearen Prozessen Licht mit sonst nur schwer zugänglichen Frequenzen zu erzeugen, wie solchen im Terahertz-Bereich. Dieser Teil des elektromagnetischen Spektrums birgt enormes Potenzial für eine Vielzahl an zukünftigen Technologien, da er eine Brücke zwischen elektronischen und optischen Frequenzen bildet.
Eine effiziente Erzeugung von Terahertz-Strahlung außerhalb von Forschungslaboren wird durch Quantenkaskadenlaser, kurz QCL, ermöglicht. Diese Laser bestehen aus hauchdünnen Schichten aus verschiedenen Halbleitermaterialen, welche ein elektrisches Potenzial erzeugen, das sich auf der Längenskala nur eines Nanometers ändert. Für Elektronen, die durch diese Potenziallandschaft getrieben werden, ähnelt das einer Wasserkaskade mit abwechselnd flachen Abhängen und abrupten Stufen. Jedes Mal, wenn ein Elektron eine Stufe hinunterfällt, wird dabei Licht abgegeben. So elegant dieser Prozess auch ist: Bisher war nur wenig über die Nichtlinearitäten von QCLs bekannt, was ihr Optimierungspotenzial stark einschränkte.
Jetzt gelang es einem internationalen Forschungsteam, die Nichtlinearitäten dieses technologisch hochrelevanten und äußerst komplexen Lasers zu vermessen. Die neu entwickelte experimentelle Methodik erlaubt es, die einzelnen Prozesse, die zusammen die optische Klangfarbe eines QCLs ausmachen, getrennt zu analysieren, indem im Lasermedium zwei Terahertz-Impulse kontrolliert zur Wechselwirkung gebracht werden. Die gemessene nichtlineare Antwort des Systems gibt Aufschluss über die interne Elektronendynamik auf der Zeitskala von wenigen Femtosekunden.
„Die Experimente zeigen eindrucksvoll, dass QCLs hocheffiziente nichtlineare Materialien darstellen, in denen nicht nur zwei, sondern bis zu acht Terahertz-Photonen nichtlinear miteinander wechselwirken“, erläutert Josef Riepl von der Universität Regensburg. Darüber hinaus ist es dem Team gelungen, diese Nichtlinearitäten maßgeblich zu kontrollieren.
Die neuen Erkenntnisse werden die zukünftige Entwicklung von Quantenkaskadenlasern weitreichend beeinflussen und so die Anwendungsmöglichkeiten der Terahertz-Photonik drastisch erweitern. Terahertz-Impulse übertreffen die Frequenzen moderner Computer um das Tausendfache und könnten so das Rückgrat einer neuen Generation von Telekommunikationsverbindungen und Signalverarbeitungsmethoden bilden. Kompakte und moderne QCLs, die im Terahertz-Bereich emittieren, versprechen zudem große Fortschritte im Bereich der chemischen Analytik und ermöglichen eine Vielzahl von Anwendungen in der Medizin und Diagnostik.
TU Dortmund / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
J. Riepl et al.: Field-resolved high-order sub-cycle nonlinearities in a terahertz semiconductor laser, Light: Sci & Appl. 10, 246 (2021); DOI: 10.1038/s41377-021-00685-5 - Terahertz-Hochfeld-Spektroskopie, Experminentelle Physik 3, Technische Universität Dortmund
- Ultrafast Quantum Electronics And Photonics, Institut für experimentelle und angewandte Physik, Universität Regensburg