12.11.2014

Nobelpreisträger für iranischen Physiker

Petitionen setzen sich für die Freilassung des inhaftierten iranischen Physikers Omid Kokabee ein.

Insgesamt 31 Physik-Nobelpreisträger, darunter auch Wolfgang Ketterle und Klaus von Klitzing, haben sich bis Ende Oktober für den iranischen Physiker Omid Kokabee eingesetzt. In einer Petition an das iranische Staatsoberhaupt Ajatollah Chamenei fordern sie die Freilassung des 32-Jährigen, der seit fast fünf Jahren im Teheraner Evin-Gefängnis sitzt. Der Grund ist vermutlich seine Weigerung, an iranischen Militärforschungsprojekten mitzuarbeiten. Kokabee hatte 2005 seinen Studienabschluss an der Teheraner Sharif-Universität gemacht und war dann nach Barcelona und schließlich zur Promotion im Bereich der Laserphysik an die University of Texas in Austin gegangen. Kontaktleute, unter anderem von der iranischen Kernernergiebehörde, nutzten seine Aufenthalte im Iran, um ihn zu ködern, allerdings ohne Erfolg. Als Kokabee am 30. Januar 2011 von einem Besuch in seiner Heimat nach Texas zurückkehren wollte, wurde er am Flughafen in Teheran festgenommen. Er kam in Untersuchungshaft und wurde wegen Kollaboration mit einer „verfeindeten Regierung“ und der Annahme „illegaler Geldmittel“ zu zehn Jahren Haft verurteilt.

Im März 2013 hatte Kokabee in einem privaten Brief aus dem Gefängnis erklärt, dass er auch für Projekte mit „nuklearen Anwendungen“ vorgesehen gewesen sei. „Es erscheint äußerst plausibel, dass Omid Kokabee dafür bestraft wurde, sein Wissen dem iranischen Atomprogramm vorenthalten zu haben“, sagt Götz Neuneck, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Physik und Abrüstung der DPG und Direktor des Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Allem Anschein nach ging es um die Entwicklung eines Hochleistungs-CO2-Lasers, der sich im so genannten SILEX-Verfahren zur Anreicherung von Uran verwenden lässt. Uran wird dabei als gasförmiges Uranhexafluorid (UF6) mit einem Laser beschossen, der selektiv nur diejenigen UF6-Moleküle anregt, die das waffenfähige Uran-235 enthalten. In einem zweiten Schritt lässt sich dann das leichte Uran-Isotop abspalten. Die genauen Details des Verfahrens halten die Firmen, die das Verfahren entwickelt haben, geheim. Die DPG hatte schon 2012 vor einem Missbrauch des SILEX-Verfahrens gewarnt. Sobald es der Erprobungsphase entwachse, sei zu befürchten, dass sich damit in unauffälligeren Anlagen einfacher als bisher das Uran-Isotop 235 anreichern ließe.

Eine Abordnung von Unterstützern übergab die Petition der Nobelpreisträger zusammen mit weiteren Petitionen der American Physical Society, Amnesty International und dem Comitee of Concerned Scientist an die ständige Vertretung der Islamischen Republik Iran bei den Vereinten Nationen in New York.3) „Ich hoffe, dass der öffentliche Druck zu Kokabees Freilassung führt“, sagte Wolfgang Ketterle. Die Petition kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, denn der oberste iranische Gerichtshof hatte Ende September angekündigt, das Verfahren gegen Kokabee erneut prüfen zu wollen. Bis zum Redaktionsschluss war dieser allerdings noch inhaftiert.

Philipp Hummel

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