Nur ein Atom dick
Erstmals mechanische Eigenschaften zweidimensionaler Materialien gemessen.
Die dünnsten heute herstellbaren Materialien haben eine Dicke von einem Atom. Sie zeigen völlig neue Eigenschaften und sind zweidimensional – bisher bekannte Materialien sind dreidimensional aufgebaut. Um sie herstellen und handhaben zu können, liegen sie bislang als Film auf dreidimensionalen Materialien auf. Erstmals ist es Forschern der Universität des Saarlandes um Uwe Hartmann jetzt mit Kollegen vom Leibniz-
Abb.: Uwe Hartmann (Foto) und seinen Kollegen gelang es, die mechanischen Eigenschaften von freitragenden Membranen atomar dünner Materialien zu charakterisieren. (Bild: dasbilderwerk)
„Das Besondere an diesen Materialien ist, dass sie nur eine Atomlage dick sind, also praktisch nur aus Oberfläche bestehen“, erklärt Hartmann. Dadurch besitzen sie ganz und gar andere physikalische Eigenschaften als ihre herkömmlichen dreidimensionalen Verwandten. „Die elektronischen Eigenschaften einiger Konfigurationen sind spektakulär: Die Elektronen folgen im Innern der Materialien den Gesetzen der Relativitätstheorie, was in konventionellen Materialien grundsätzlich nicht der Fall ist. Hier liegen interessante Vorteile für elektronische Bauelemente, die sich aus zweidimensionalen Materialien herstellen lassen.“
Auch die mechanischen Eigenschaften sind einzigartig. „Einige Materialkonfigurationen zeigen eine Stabilität, die – bezogen auf ihre Dicke – weitaus größer ist als die der stabilsten dreidimensionalen Materialien“, sagt Hartmann. Bislang stammen jedoch viele der Informationen über die mechanischen Eigenschaften der neuartigen Materialien aus Simulationsrechnungen. „Die zweidimensionalen Materialien lassen sich bislang nur als dünne Filme auf der Oberfläche dreidimensionaler Materialien handhaben. Damit werden aber die Eigenschaften des Gesamtsystems zwangsläufig durch das dreidimensionale Material bestimmt.“
Jetzt konnten die Forscher erstmals die mechanischen Eigenschaften atomar dünner Kohlenstoff-
Die Wissenschaftler benutzten Graphen-Monolagen auf einem Substrat, das eine regelmäßige Anordnung von Löchern aufwies. „Die Löcher hatten einen Durchmesser von etwa einem Mikrometer. Mithilfe eines Rastertunnelmikroskops konnten wir die freitragenden Membranen über den Löchern mit atomarer Präzision analysieren“, erklärt Hartmann. „Bei Anlegen einer elektrischen Spannung zwischen der spitzenförmigen Sonde des Rastertunnelmikroskops und dem atomar dünnen Graphen-
Die Wissenschaftler nutzen noch einen weiteren Effekt: Durch die zwischen Sonde und Probe angelegte elektrische Spannung wird eine Kraft auf die freitragende Graphen-
„Wir konnten durch Aufnahme von Spannungs-Dehnungs-Diagrammen insbesondere die vermuteten außerordentlichen mechanischen Eigenschaften direkt nachweisen, obwohl die dabei aufgewendeten Kräfte mit einem Milliardstel Newton im Vergleich zu konventionellen Messungen ungeheuer klein waren“, erklärt der Forscher weiter. Die Wissenschaftler zeigten auch, „dass freitragende Membranen sich nicht wie die Membran einer Pauke in Ruhe befinden, wenn man auf sie nicht einwirkt, sondern vielmehr der Oberfläche eines Sees ähneln: Sie weisen die verschiedensten Wellenbewegungen auf und spiegeln jede äußere Störung in Form neuer angeregter Wellen wider“.
UdS / RK