Obergrenze für die Masse von Neutronensternen
Gravitationswellen erleichtern Berechnung des Maximalwerts.
Seit der Entdeckung von Neutronensternen in den 1960er Jahren fragen sich Wissenschaftler, wie schwer diese Objekte werden können. Im Unterschied zu schwarzen Löchern können sie nicht beliebig viel Masse zulegen: Wird eine bestimmte Massengrenze überschritten, gibt es keine physikalische Kraft mehr, die der Gravitation entgegenwirken kann. Forschern der Uni Frankfurt ist es jetzt erstmals gelungen, eine strenge obere Grenze für diese maximale Masse von Neutronensternen zu berechnen.
Abb.: Gravitationswellenemission während einer Neutronensternkollision. (Bild: AK Rezzolla, GUF)
Während die meisten Neutronensterne eine Masse von etwa 1,4 Sonnenmassen haben, sind auch sehr massive Exemplare bekannt wie der Pulsar PSR J0348
Die Grundlage für dieses Ergebnis bildete der vor ein paar Jahren an der Uni Frankfurt erarbeitete Ansatz „universeller Beziehungen“. Die Existenz dieser „universellen Beziehungen“ impliziert, dass praktisch alle Neutronensterne gleich aussehen, so dass ihre Eigenschaften durch dimensionslose Größen ausgedrückt werden können. Diese Größen kombinierten die Wissenschaftler mit den Daten der Gravitationswellen und der darauf folgenden elektromagnetischen Signale, die im vergangenen Jahr während der Beobachtung von zwei verschmelzenden Neutronensternen durch das LIGO-
Das Resultat ist ein gutes Beispiel für das Zusammenspiel zwischen theoretischer und experimenteller Forschung. „Das Schöne an theoretischen Studien ist, dass sie Vorhersagen treffen können. Die Theorie ist aber zwingend auf Experimente angewiesen, um einige ihrer Unsicherheiten zu minimieren“, sagt Rezzolla. „Es ist gerade daher so erstaunlich, dass uns die Beobachtung einer einzigen Neutronensternkollision, die sich Millionen von Lichtjahren entfernt ereignet hat, in Kombination mit theoretisch gefundenen universellen Beziehungen ermöglicht hat, dieses Rätsel zu lösen.“
Es ist wahrscheinlich, dass künftig mittels Gravitationswellenastronomie mehrere solcher Verschmelzungsereignisse beobachtet werden, sowohl in Form von Gravitationswellen als auch in traditionelleren elektromagnetischen Frequenzspektren. Dadurch lassen sich vermutlich die Unsicherheiten in der maximalen Masse weiter reduzieren und somit auch das Verständnis von Materie unter extremen Bedingungen verbessern.
GUF / RK