Optikmontage mit höchster Präzision
Präzisionsgreifarm aus dem 3D-Drucker für die Montage von Weltraumkomponenten im Reinraum.
Vibrationstest und Klimakammer – das sind typische Stationen bei der Qualifizierung eines Lasersystems für den Weltraumeinsatz. Trotz höchster Belastungen müssen die Systeme mikrometergenau justiert bleiben, um im All sicher arbeiten zu können. Am Fraunhofer-ILT in Aachen wurde in den vergangenen Jahren die Montagetechnik für solche Lasersysteme entwickelt und immer weiter verbessert. Für den Aufbau solcher komplexen optischen Systeme werden modernste Technologien eingesetzt: Alle wesentlichen Justierschritte werden mit manuell geführten Robotern im Pick & Align-Verfahren vorgenommen. Ein zentrales Werkzeug ist der Greifarm. Er sitzt auf einem Hexapoden und positioniert die Bauteile mikrometergenau im optischen Aufbau. Dort werden sie auf wenige mikrorad genau justiert und durch Löten fixiert. Der Aufbau des Greifarms ist entscheidend für die Präzision der Montage und gibt auch das maximale Gewicht der optischen Komponenten vor.
Um die Leistungsfähigkeit der Aufbautechnologie weiter zu steigern, entwickelte das Fraunhofer-ILT einen komplett neuen Greifarm. Nach seiner Konstruktion legten Forscher der RWTH Aachen University zudem die bionischen Strukturen so aus, dass bei kleinerem Eigengewicht seine Nutzlast vergrößert werden konnte. Gefertigt wurde der topologieoptimierte Greifarm schließlich via Laser Powder Bed Fusion, also mit einem 3D-Drucker. Dank einer speziellen Nachbearbeitung erreicht der Greifarm die Reinraumklasse ISO5. Das ist ein absolutes Novum – bislang verhinderte Restpulver an den Bauteilen den Einsatz additiver Methoden bei solchen Präzisionswerkzeugen im Reinstraum. Der neue Greifarm ist zweigeteilt mit einem statischen und einem beweglichen Teil. Zuleitungen für benötigte Medien sind zur Minimierung der Kontamination in den Greifarm integriert.
Das Präzisionswerkzeug bewegt deutlich schwerere Teile als das bislang eingesetzte Werkzeug, gleichzeitig ermöglicht es eine stabilere Justage. „Wir beschreiten mit dieser Technologie einen für uns neuen Weg. Es wird nicht erst konstruiert und dann geschaut, ob das Bauteil die gewünschten Eigenschaften hat, sondern die Bauteilgeometrie wird für die Belastungsszenarien optimiert“, beschreibt Michael Janßen vom Fraunhofer-ILT die Vorgehensweise.
Eingesetzt wird der neue Greifer im Rahmen von FULAS – einer universellen Technologieplattform zum Aufbau von Lasersystemen in Luft- und Raumfahrtprojekten. „Wir haben in die Fertigung des neuen Greifers die Erfahrungen aus der gesamten FULAS-Entwicklung eingebracht“, sagt Projektleiter Heinrich Faidel vom Fraunhofer-ILT. Ein System auf FULAS-Basis wird derzeit für die deutsch-französische Klimamission MERLIN aufgebaut. Dieser Kleinsatellit MERLIN soll die Verteilung von Methan in der Erdatmosphäre kartieren. Kernkomponente des Satelliten ist ein LIDAR-Laser, der Lichtpulse in die Atmosphäre schickt und aus dem zurückgestreuten Licht die Methankonzentration bestimmt.
Fh.-ILT / RK
Weitere Infos
- Laser und Optik, Fraunhofer-Institut für Lasertechnik, Aachen
- Digital Additive Production, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen