Optische Richtantenne
Array aus Nanopartikeln lenkt Licht vorzugsweise in eine bestimmte Richtung.
Von der Glühbirne zur LED – die Entwicklung moderner Leuchtmittel zeichnet ein beruhigendes Bild stetig wachsender Effizienz. Ein grundlegendes Problem ist ihnen jedoch allen gemeinsam: Sie strahlen das Licht gleichmäßig in alle Richtungen ab. Nur in den seltensten Fällen ist das jedoch erwünscht. In der Regel führt es entweder zu hohen Verlusten, oder erfordert zusätzliche optische Elemente, die das Licht nachträglich umlenken. Eine Forschergruppe rund um Said Rahimzadeh-Kalaleh Rodriguez vom Institut für Atom- und Molekülphysik AMOLF in den Niederlanden hat nun einen neuen Ansatz vorgestellt, um diesem Problem beizukommen. Ihnen ist es gelungen, ein Metamaterial herzustellen, das Licht, abhängig von der Wellenlänge, vorzugsweise in eine bestimmte Richtung emittiert.
Abb.: Die regelmäßig angeordneten Nanopyramiden (Inset) richten das gleichmäßige Leuchten eines lumineszierenden Farbstoffs – abhängig von der Wellenlänge – vorzugsweise nach oben (schwarze Kurve) oder nach unten (rote Kurve; Bild: S. R. K. Rodriguez et al. / APS)
Die theoretischen Grundlagen für ein solch anomales Emissionsverhalten existieren bereits seit über dreißig Jahren. Der Kerker-Bedingung zufolge hätten Nanopartikel, deren Magnetisierbarkeit vergleichbar ist mit ihrer elektrischen Polarisierbarkeit, höchst außergewöhnliche Eigenschaften. So könnte etwa ein starkes Ungleichgewicht zwischen nach vorne und nach hinten gestreutem Licht entstehen. Da solche Materialien in der Natur jedoch nicht vorkommen, schien eine Umsetzung dieses Konzepts lange unmöglich.
Rodriguez und seinen Kollegen ist es nun allerdings gelungen, Nanopartikel mit genau diesen Eigenschaften herzustellen. Sie bestehen aus Aluminium, das im Vergleich zu seiner elektrischen Polarisierbarkeit eine sehr geringe Magnetisierbarkeit aufweist. Um die beiden Werte einander anzugleichen, suchten die Forscher also nach einer geeigneten Form für die Partikel und kamen auf Pyramidenstümpfe. Ihre Berechnungen ergaben als optimales Design eine abgeschnittene, quadratische Pyramide mit einer unteren Seitenlänge von 150 nm und einer Höhe von ebenfalls 150 nm. Aufgrund der gebrochenen Symmetrie sprechen diese Gebilde auf magnetische Felder fast genau so stark an wie auf elektrische.
Zur experimentellen Umsetzung formierten die Forscher ihre Nanopyramiden auf einem durchsichtigen Substrat zu einem regelmäßigen, quadratischen Muster und vermaßen ihr Absorptionsspektrum. Bei einer Wellenlänge von etwa 650 nm war die Probe fast völlig lichtundurchlässig. Das entspricht der Oberflächenplasmon-Resonanz der einzelnen Partikel. Darüber hinaus gab es aufgrund der regelmäßigen Anordnung noch ein weiteres Phänomen. Bei 600 nm machten Beugungseffekte entlang der Oberfläche die Probe durchsichtig. Bei 580 nm schließlich führte eine Kopplung der beiden Effekte erneut zu einer erhöhten Absorption.
Diese Abhängigkeit der Transparenz von der Wellenlänge war für beide Richtungen, also Bestrahlung von oben bzw. von unten, gleich. Die wirklich interessanten Effekte treten erst auf, wenn Licht direkt aus dem Array emittiert wird. Dazu überzogen die Forscher die Probe mit einer 250 nm dicken Schicht eines verdünnten, lumineszierenden Farbstoffs, der rötlich leuchtet. In voller Übereinstimmung mit den theoretischen Voraussagen lenkten die Nanopyramiden das Licht, abhängig von der Wellenlänge, in unterschiedliche Richtungen. Bei 650 nm, der Resonanz der einzelnen Nanopyramiden, vorzugsweise nach unten, bei 580 nm vorzugsweise nach oben. Das Metamaterial verhält sich also wie eine Richtantenne für Licht.
Den Forschern zufolge könnte eine Integration solcher Oberflächenstrukturen in bestehende LED Technologien die Effizienz steigern. Gleichzeitig könnten sie auch dazu eingesetzt werden, unerwünschte Teile eines Spektrums herauszunehmen, indem man diese nach innen leitet.
Thomas Brandstetter
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