Optische Spektroskopie superschwerer Elemente
Laserresonanz-Chromatographie ermöglicht Untersuchungen auch bei kleinsten Produktionsmengen.
Superschwere Elemente kommen in der Natur nicht vor und zerfallen bei künstlicher Herstellung innerhalb von Sekunden. Um die Forschung in der Atomphysik auf diese Elemente auszuweiten, sind bahnbrechende Entwicklungen hin zu schnellen Atomspektroskopietechniken mit extremer Empfindlichkeit erforderlich. Eine gemeinsame Anstrengung im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Leitung von Mustapha Laatiaoui von der Uni Mainz und dem Helmholtz-Institut Mainz mündete in die Entwicklung einer neuen Methode der optischen Spektroskopie: Die als Laserresonanz-Chromatographie, kurz LRC, bezeichnete Technik soll solche Untersuchungen auch bei kleinsten Produktionsmengen ermöglichen.
Einblicke in ihre elektronische Struktur superschwerer Atome lässt sich durch optische Spektroskopie-Experimente gewinnen, die elementspezifische Emissionsspektren zeigt. Diese Spektren liefern wertvolle Informationen für moderne Atommodell-Berechnungen und wären etwa auch nützlich bei der Suche nach Spuren noch schwererer Elemente, die bei Neutronen-Sternfusionen entstehen können. Ein Problem ist allerdings, dass superschwere Elemente nur in kleinsten Mengen hergestellt werden und daher nicht mit traditionellen Methoden zu erforschen sind. Bislang endet die optische Spektroskopie bei Nobelium, dem 102. Element des Periodensystems.
„Die derzeitigen Techniken sind an der Grenze des Machbaren angelangt“, erklärt Laatiaoui. „Ab dem nächst schwereren Element ändern sich die physikalisch-chemischen Eigenschaften schlagartig und erschweren die Bereitstellung von Proben in geeigneten atomaren Zuständen.“ Der Forscher hat zusammen mit Kollegen daher den Ansatz der LRC-Technik entwickelt. Sie kombiniert die Elementselektivität und spektrale Präzision der Laserspektroskopie mit der Ionenmobilitätsmassenspektrometrie und vereint die Vorteile einer hohen Empfindlichkeit mit der Einfachheit der laserinduzierten Fluoreszenzspektroskopie. Die Kernidee besteht darin, die Produkte resonanter optischer Anregungen nicht wie üblich anhand von Fluoreszenzlicht, sondern anhand ihrer charakteristischen Driftzeit zu einem Teilchendetektor zu detektieren.
Bei ihrer theoretischen Arbeit konzentrierten sich die Wissenschaftler auf einfach geladenes Lawrencium, Element 103, und auf sein leichteres chemisches Homolog. Aber das Konzept bietet einen beispiellosen Zugang zur Laserspektroskopie vieler anderer monoatomarer Ionen des Periodensystems, insbesondere der Übergangsmetalle einschließlich der hochtemperaturbeständigen Refraktärmetalle und der Elemente jenseits des Lawrenciums. Andere Ionenspezies wie das dreifach geladene Thorium sollen ebenfalls in Reichweite der LRC-Methode liegen. Darüber hinaus ermöglicht die Methode die Optimierung des Signal-Rausch-Verhältnisses und erleichtert damit die Ionenmobilitätsspektrometrie, die zustandsselektive Ionenchemie und andere Anwendungen.
JGU / RK
Weiter Infos
- Originalveröffentlichungen
M. Laatiaoui, A. A. Buchachenko & L. A. Viehland: Laser resonance chromatography of superheavy elements, Phys. Rev. Lett. 125, 2 (2020); DOI: 10.1103/PhysRevLett.125.023002
M. Laatiaoui, A. A. Buchachenko & L. A. Viehland: Exploiting transport properties for the detection of optical pumping in heavy ions, Phys. Rev. A 102, 1 (2020); DOI: 10.1103/PhysRevA.102.013106 - Institut für Kernchemie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz