Philae, bitte melden!
Für den Lander wird es eng – Komet entfernt sich mit jedem Tag weiter von der Sonne.
Das letzte eindeutige Lebenszeichen von Philae kam am 9. Juli vergangenen Jahres - seitdem ist es still geblieben. Für den Lander wird es nun eng: Mit jedem weiteren Tag entfernt sich Komet Tschurjumow-Gerassimenko – oft kurz „Tschuri“ genannt – weiter von der Sonne und die Temperaturen auf der Kometenoberfläche fallen. Voraussichtlich Ende Januar werden die Bedingungen auf Tschuri so unwirtlich, dass die Philae-Mission ihr natürliches Ende finden wird. Die Ingenieure und Wissenschaftler des DLR horchen seit September vergeblich auf ein Zeichen von Philae. Am 10. Januar sendeten sie ein Kommando ins All, um das Drallrad im Inneren des Landers in Bewegung zu versetzen. „Die Zeit wird knapp, deshalb wollen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen", sagt Philae-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR.
Abb.: Der Komet Tschurjumow-Gerassimenko, aufgenommen von der Raumsonde Rosetta. (Bild: ESA)
Während der Landung am 12. November 2014 sorgte Philaes Drallrad dafür, dass sich der Lander beim Abstieg stabilisierte. Nun könnte es dem schweigsamen Lander einen Drehimpuls verleihen. „Im besten Fall rüttelt Philae sich dadurch frei, Staub auf den Solarpaneelen fällt ab, und er steht besser zur Sonne ausgerichtet“, erläutert der technische Projektleiter Koen Geurts. Im schlechtesten Fall empfängt der Lander die Kommandos des DLR-Teams nicht. Bislang haben die Forscher keine Antwort von Philae erhalten
In welchem Zustand Philae derzeit auf dem Kometen steht, ist durch die lange Funkstille nicht klar. Die letzten Daten über seinen Gesundheitszustand sendete der Lander im Sommer 2015. Mittlerweile geht das DLR-Team davon aus, dass einer der beiden Sender und einer der beiden Empfänger von Philae ausgefallen sind. Der zweite Sender sowie der zweite Empfänger funktionieren anscheinend nicht mehr reibungslos. Das Team hofft, dass der Lander nicht umgekippt oder zu sehr von Staub bedeckt ist. Mit einem aktiven, ausgasenden Kometen unter sich hat Philae keinen komfortablen und sicheren Standort im All. „Die Stille von Philae bedeutet leider nichts Gutes“, sagt Ulamec. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 2015 sorgte ein schwaches Signal, das die Empfänger der Rosetta-Sonde aufzeichnete, für Diskussionen in den Missionsteams. Die Analysen zeigten jedoch, dass es kein Lebenszeichen des Landers war.
Ende Januar ist Tschuri 300 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt sein. Sinkt die Betriebstemperatur von Philae unter minus 51 Grad Celsius, schaltet sich der Lander nicht mehr ein. Das Kommando, das Drallrad zu aktivieren und Philae so in Bewegung zu versetzen, ist deshalb einer der letzten Versuche, eine Reaktion des Landers zu erhalten. Die Kommunikationseinheit bleibt aber auch nach Mitte Januar eingeschaltet und horcht weiterhin auf ein Zeichen von Philae. Die Rosetta-Sonde der europäischen Weltraumorganisation ESA ist noch bis September 2016 aktiv.
DLR / RK