Pollen beeinflussen die Bildung von Wolken
Besonders im Frühling können Pollen so regional den Regen verstärken.
Boden- und Satellitenbeobachtungen in den USA zeigen, dass erhöhte Pollen-Konzentrationen im Frühling zu einem Anstieg des Eisanteils in Wolken führen und die Niederschlagshäufigkeit erhöhen – bereits bei Temperaturen zwischen minus 15 und minus 25 Grad. „Das bestätigt Laborergebnisse, die zeigen, dass Pollen als Kristallisationskeime die Gefriertemperatur von Wasser in Wolken beeinflussen und die Niederschlagsbildung fördern“, erklärt Jan Kretzschmar von der Uni Leipzig. Ohne diese „Ice Nucleating Particles“, kurz INP, gefriert Wasser in Wolken erst bei Temperaturen unter minus 38 Grad.
Auf globaler Ebene ist der Einfluss von Pollen auf die Eisbildung im Vergleich etwa zu Staub zwar eher gering, aber auf regionaler und saisonaler Ebene von Bedeutung. Insbesondere im Frühling werden große Mengen Pollen freigesetzt, die in die Atmosphäre aufsteigen und in kalte Luftschichten gelangen „Pollen verweilen wegen ihrer Größe nur kurz in der Atmosphäre“, erläutert Kretzschmar. „Unsere Studie hebt die Bedeutung von Pollenbruchstücken hervor, die entstehen, wenn Pollen in feuchter Umgebung aufplatzen. Diese kleineren Partikel bleiben länger in der Luft und können in ausreichender Menge in kalte atmosphärische Schichten gelangen, wo sie die Eisbildung auslösen.“
Der Klimawandel verschiebt den Beginn der Pollensaison, verlängert diese und erhöht die Pollenkonzentrationen in der Luft. Diese Trends werden sich voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts verstärken, was zu häufigeren und intensiveren lokalen Niederschlägen führen könnte.
Ein weiterer Aspekt der Studie ist die Bedeutung der biologischen Vielfalt. Mehrere Pflanzenarten stoßen zur gleichen Zeit im Frühling große Mengen Pollen aus, was die Wolkenbildung und die Menge an Eispartikeln in der Atmosphäre beeinflusst. Diese Wechselwirkungen verlangen nach weiterer Forschung, um die Rolle von Pollen in der Klimaentwicklung besser zu verstehen und in zukünftige Klimamodelle zu integrieren. „Wenn wir den Effekt von Pollen und dessen Wechselwirkungen mit dem Klima korrekt simulieren, werden wir auch genauere Vorhersagen treffen können“, so Kretzschmar.
U. Leipzig / RK