Präzise Pulse
Neuer Pulsgenerator liefert extrem genaue Hochspannungspulse für die nächste Generation von Teilchenbeschleunigern.
Die bekannteste Anwendung von Hochspannungspulsen ist wohl die in elektrischen Weidezäunen. Doch auch Teilchenbeschleuniger an Grossforschungsanlagen wie dem Cern in Genf sind auf Hochspannungspuls-
Abb.: Der Pulsgenerator im ETH-Labor kurz vor dem Transport nach Genf. (Bild: ETHZ / P. Rüegg)
Der rund drei Kubikmeter grosse Pulsgenerator erzeugt aus der 400-Volt-
Im möglichen zukünftigen Cern-Großforschungsprojekt werden Elektronen und Positronen beschleunigt. „Diese Beschleunigung geschieht in einem Klystron. Dieses Gerät ist auf die Hochspannungspulse angewiesen, die unser Pulsgenerator liefert“, erklärt Jürgen Biela, Professor für Hochleistungselektronik an der ETH Zürich. In einem Klystron werden die 140 Mikrosekunden dauernden Pulse genutzt, um daraus ein sehr hochfrequentes Wechselfeld zu erzeugen. Und in diesem Wechselfeld werden Elektronen beziehungsweise Positronen beschleunigt.
Falls der Clic-Beschleuniger gebaut wird, braucht es dafür über tausend Klystrone, um Elektronen und Positronen stufenweise bis auf nahezu Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Jedes Klystron würde von einem eigenen Pulsgenerator gespeist.
Zu den größten Herausforderungen für die ETH-Wissenschaftler gehörte, den Pulsgenerator so zu bauen, dass die erzeugten Pulse alle exakt gleich lang und ihre Spannung mit einer relativen Toleranz von bloß einem Hunderttausendstel gleich hoch sind. Außerdem war es eine Vorgabe des Cern, dass bei einem Puls die Spannung extrem schnell von 0 Volt auf 180.000 Volt und später wieder zurück springt. Um dies zu erreichen, misst das Gerät den Stromfluss hunderttausend Mal pro Sekunde und steuert ihn in Echtzeit.
„Bei einem langsameren Pulssprung würde mehr ungenutzte Leistung an das Klystron übertagen, was die Energieeffizienz des Pulsgenerators schmälern würde“, erklärt Sebastian Blume. Er war im Rahmen seiner Doktorarbeit in Bielas Labor maßgeblich an der Entwicklung des Pulsgenerators beteiligt. Die Effizienz ist schon daher zentral, weil es um verhältnismäßig hohe Energiemengen geht.
Der Teilchenbeschneuniger LHC (Large Hadron Collider) am Cern wird voraussichtlich noch bis 2035 oder 2040 betrieben. Für die Zeit danach werden derzeit zwei mögliche Großforschungsprogramme diskutiert, die in Konkurrenz zueinander stehen. Welches davon umgesetzt wird, entscheidet das Cern voraussichtlich innerhalb der nächsten drei Jahre.
Beim Projekt Clic (Compact Linear Collider) sollen in einem fünfzig Kilometer langen Tunnel werden von einem Ende Elektronen und vom anderen Ende Positronen zur Tunnelmitte hin beschleunigt und dort miteinander zur Kollision gebracht. Mit einem solchen Linearbeschleuniger können Elementarteilchen wie das Higgs-
Bei letzterem steht ein Beschleunigerring mit einem Umfang von 80 bis 100 Kilometern zur Diskussion. Zum Vergleich: Der LHC hat einen Umfang von 27 Kilometern. Mit dem FCC würde man eine siebenmal höhere Kollisionsenergie erreichen als mit dem LHC. Er hätte gegenüber Clic den Vorteil, dass man damit besser neue grundlegende Effekte und Teilchen entdecken könnte.
ETHZ / DE