Pro Bit ein Atom
Mit einzelnen Holmium-Atome erreichen Physiker das fundamentale Limit der magnetischen Datenspeicherung.
In den besten verfügbaren Festplatten werden heute noch Areale mit hunderttausenden Atomen für die Speicherung eines einzelnen Bits magnetisiert. Nur ein einziges Atom braucht dagegen ein magnetischer Datenspeicher, den nun eine internationale Forschergruppe entwickelt hat. Die Wissenschaftler konnten mit kleinen Strompulsen den magnetischen Zustand einzelner Holmiumatome zwischen zwei Werten hin und her schalten. So ließen sich die digitalen Basiswerte 0 und 1 für einige Stunden speichern – eine für derartige Grundlagenversuche relativ lange Zeitspanne.
Abb.: Zwei Holmiumatome (Mitte) speichern die digitalen Basiswerte 0 und 1. Die äußeren Eisenatome dienen zum Auslesen des schaltbaren magnetischen Moments der Holmiumatome. (Bild: Natterer et al., EPFL)
Fabian Natterer von der Technischen Hochschule in Lausanne entwickelte einen allerersten Zwei-Bit-
Die beiden an Magnesiumoxid angedockten Holmiumatome konnten die Forscher zwischen zwei verschiedenen magnetischen Zuständen schalten. Möglich war dies dank der hervorragenden magnetischen Eigenschaften der Atome, in denen der magnetische Spin in zwei verschiedenen, relativ langlebigen Ausrichtungen stabilisiert werden konnte. Diese Eigenschaft legte die Basis für die Speicherung der digitalen Basiswerte 0 und 1. Zum Schalten der magnetischen Zustände nutzten Natterer und Kollegen die atomar feine Spitze eines Rastertunnelmikroskops, durch die sie kurze Strompulse bei etwa 150 Millivolt Spannung schickten.
Das Auslesen des magnetischen Moments der Holmiumatome gelang über ein Eisenatom, dass in der Nähe der Holmiumatome als Magnetsensor diente. Ein Eisenatom taugte als lokales Magnetometer, da die Ausspaltung der Spektrallinien des Grundzustands über den Zeeman-
Da die Wissenschaftler ihre Versuche im Vakuum und bei tiefen Temperaturen von bis zu minus 272 Grad durchführten, kann vorerst nicht mit der Entwicklung einer magnetischen Holmium-
Mit diesem Experiment hat auch Natterer selbst nicht unbedingt eine neuartige Festplatte im Sinn. „Doch Magnete aus einzelnen Atomen können die Bausteine für völlig neue Experimente bilden“, sagt er. So könnte man bisher unbekannte kollektive Effekte mit einer Art magnetischem Atomlego erforschen. Interessant wären Versuche, in denen diese kleinstmöglichen Magnete die Eigenschaften von Materie auf der atomaren Skala beeinflussen.
Unabhängig von diesem Ansatz tasten sich auch andere Forschergruppen an die Grenze der maximal möglichen Speicherdichte heran. So bauten vor einem Jahr niederländische Physikern an der Technischen Universität Delft einen Datenspeicher, der für jedes digitale Bit nur ein einziges Chloratom benötigte. Ebenfalls mit der Spitze eines Rastertunnelmikroskops ließ er sich binnen weniger Minuten beschreiben und wieder auslesen. Für ihren Prototyp, der trotz extremer Datendichte nur eine Kapazität von einem Kilobyte hatte, nutzten Sander Otte und Kollegen eine extrem glatte und saubere Kupferoberfläche. Unter Vakuum verdampften sie darüber etwas Kupferchlorid, so dass sich nach bereits drei Minuten tausende Chloratome auf der Oberfläche ablagerten. Nach diesem Aufdampfprozess wechselten sich zahlreiche Chloratome mit tausenden noch leeren Plätzen, den Vakanzen, ab. Exakt diese Kombination aus Chloratomen und Lücken bildete die Grundlage für den extrem dichten Datenspeicher. Denn nun brauchten nur einzelne Chloratome in eine benachbarte Lücke geschubst zu werden, um zwischen den digitalen Basiswerten 0 und 1 hin und her zu schalten. Mit winzigen elektrischen Strömen in der Mikroskopspitze ließen sich die Chloratome mit einer Zuverlässigkeit von 99 Prozent auf den gewünschten Platz bugsieren.
Einen völlig anderen Weg für Datenspeicher mit hoher Speicherdichte beschritten kürzlich Yaniv Erlich und seine Kollegen von der Columbia University in New York. Sie nutzten Erbgutmoleküle, in denen die digitalen Basiswerte über die vier Nukleinbasen Adenin (A), Guanin (G), Cytosin (C) und Thymin (T) kodiert werden können. Ihnen gelang es, ein etwa zwei Megabyte großes, in DNA-
Jan Oliver Löfken
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