Quanten-Verschlüsselung unter dem Meer realisiert
Mit der Rekorddistanz von 192 Kilometern gelang ein weiterer Schritt in Richtung abhörsicheres Quanteninternet.
Das Quanteninternet der Zukunft soll eine vollkommen abhörsichere Kommunikation zwischen Nutzern weltweit ermöglichen. Das Rennen um die dafür am besten geeignete Quantentechnologie ist derzeit in vollem Gange. Besonders große Fortschritte macht in diesem Wettlauf eine Technologie, an deren Entwicklung Forscher aus Österreich federführend beteiligt sind: die quantenkryptographische Verschlüsselung von Information mithilfe verschränkter Photonen. Ein weiterer Durchbruch bei der Entwicklung dieser Technologie ist jetzt einem internationalen Team um Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Uni Wien gelungen: Sie etablierten über ein herkömmliches, unterseeisches Telekommunikationskabel mittels verschränkter Photonen eine quantenverschlüsselte Verbindung zwischen Sizilien und Malta.
Dabei erzeugten sie an der Kommunikationsstation an der Küste Maltas zunächst Paare von Lichtteilchen, die über ihre zufällige Polarisation, miteinander verschränkt wurden. Der auf diese Weise gewonnene Quantenschlüssel gilt als abhörsicher: Findet bei derartig verschlüsselter Informationsübertragung ein Abhörversuch statt, würde das den quantenphysikalischen Zustand der Photonen aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten umgehend ändern – und der Hacker sofort auffliegen.
Die Forscher um Rupert Ursin von der ÖAW detektierten in einem weiteren Schritt des Experiments den einen Teil des Photonen-Paares direkt an der Quelle in Malta. Der andere Teil wurde über ein Telekommunikationskabel am Meeresboden über 96 Kilometer bis an die Küste Siziliens, wo zwei Glasfasern zu einer Schleife verbunden waren, und wieder zurückgeschickt, um schließlich ebenfalls detektiert zu werden.
Für die Methode, Quantenschlüssel mithilfe von polarisationsverschränkten Photonen über längere Distanzen auf der Erde einzusetzen, bedeutet die überbrückte Strecke von insgesamt 192 Kilometern eine neue Bestmarke. Bei dem Versuchsaufbau konnten darüber hinaus vier Bits pro Sekunde. Zugleich erbrachten die Forscher mit dem Experiment auf dem Meeresboden einen Nachweis für die unerwartet hohe Stabilität der gewählten Methode und damit für das große Potenzial, das sie gerade in Verbindung mit herkömmlicher Telekommunikations-Infrastruktur für die Schaffung eines Quanteninternet der Zukunft birgt.
„Wir zeigen über einen Zeitraum von mehr als sechs Stunden, dass wir ohne weitere Stabilisierungen die Verbindung über die lange Distanz aufrecht erhalten können. Das zeigt, wie stabil die Umgebung ist, in der die Faser verlegt wurde“, erklärt Sören Wengerowsky von der ÖAW zu den Ergebnissen des Experiments. Ursin ergänzt zur Bedeutung des Experiments: „Diese Arbeiten könnten einen wichtigen Startpunkt für ein europäisches Quantennetzwerk darstellen. Ein solches Netzwerk wird nicht nur abhörsicher sein, sondern es auch ermöglichen, die Potenziale der Digitalisierung voll auszuschöpfen.“
ÖAW / U. Wien / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
S. Wengerrowsky et al.: Passively stable distribution of polarisation entanglement over 192 km of deployed optical fibre, Nat. Quantum Inform. 6, 5 (2020); DOI: 10.1038/s41534-019-0238-8 - Institut für Quantenoptik und Quanteninformation, Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Universität Wien, Österreich