Quantenbeobachtung bestimmt Flussrichtung
Thermodynamische Ströme lassen sich über den Messprozess kontrollieren.
Messungen spielen eine fundamentale Rolle in der Quantenmechanik und sind gleichzeitig tief mit der Frage der Interpretation der Quantenphysik verwurzelt. Die bekannteste Illustration der Prinzipien der Superposition und Verschränkung in der Quantenphysik ist Schrödingers Katze. Diese Katze befindet sich, von außen nicht sichtbar, in einer kohärenten Überlagerung zweier Zustände, sie ist zur gleichen Zeit lebendig als auch tot. Durch eine Messung bricht diese Superposition auf einen konkreten Zustand zusammen, die Katze ist nun entweder tot oder lebendig. In diesem Gedankenexperiment sieht man den Messprozess der „Quantenkatze" als eine Wechselwirkung mit einem makroskopischen Objekt an, welche die Kohärenz des Quantensystems zerstört.
Abb.: Künstlerische Darstellung der Rolle eines Quantenbeobachters in einem Nanosystem (Bild: K. Aranburu)
Wissenschaftler des MPSD (Max-Planck-
Die klassische Nichtgleichgewichtsthermodynamik wurde entwickelt, um den Strom von Partikeln und Energie zwischen mehreren Hitze- und Partikelreservoirs zu verstehen. Das bekannteste Beispiel ist das zweite Gesetzes der Thermodynamik von Clausius, demzufolge Wärme ausschließlich vom heißeren zum kälteren Objekt fließen kann.
Bei makroskopischen Objekten werden weder der Energiefluss noch der Teilchenfluss zwischen den Objekten durch die Beobachtung des Prozesses verändert. In der Quantenwelt sieht dies jedoch anders aus, hier müssen klassische thermodynamische Konzepte hinterfragt und rekapituliert werden. Wenn ein makroskopischer Beobachter ein Quantensystem misst, zerstört dieser Messprozess den größten Teil der Kohärenz innerhalb des Systems und bestimmt seine Dynamik.
Wenn stattdessen ein mikroskopisch kleiner Quantenbeobachter nur lokal wirkt, ändert sich die Quantenkohärenz des Systems kontinuierlich und dynamisch. Dadurch wird ein weiteres Maß an Kontrolle über seine Eigenschaften erreicht. Je nachdem, wie stark und wo diese lokalen Quantenbeobachtungen durchgeführt werden, entstehen neue und überraschende Quanten-
Die Gruppe von Angel Rubio an der Theorieabteilung des MPSD hat zusammen mit ihren Forschungspartnern gezeigt, wie das Konzept der Quantenmessungen neue Möglichkeiten für die thermodynamische Steuerung der Energie und Teilchenströme in Quantensystemen bieten kann. Dieses Konzept bietet Möglichkeiten weit über denen, die durch die Anwendung von klassischen thermischen Reservoirs möglich sind.
Die Wissenschaftler studierten dieses theoretische Konzept in einer Brownschen Quantenratsche. Innerhalb dieses Systems sind die linke und rechte Seite jeweils mit einem heißen und einem kalten thermischen Bad verbunden. Diese Konfiguration lässt die Energie von heiß nach kalt fließen, während die Elektronen im Uhrzeigersinn innerhalb der Brownschen Ratsche fließen. Die Wirkung eines Quantenbeobachters zwingt diesen Elektronenstrom jedoch, gegen die natürliche Richtung der Nanomaschine zu fließen. Dieses Phänomen wird durch die Lokalisierung des elektronischen Zustandes und die Störung der Symmetrie des Systems verursacht.
Darüber hinaus ist die Quantenbeobachtung in der Lage, die Richtung des Wärmestroms umzukehren, was einen Widerspruch des zweiten Gesetzes der Thermodynamik darzustellen scheint. „Diese Kontrollmöglichkeit der thermoelektrischen Ströme könnte verschiedene Strategien eröffnen, um quantenmechanische Transportsysteme zu konzipieren mit Anwendungen in der Thermoelektrizität, Spintronik, Photonik und Sensorik. Diese Ergebnisse waren ein wichtiger Beitrag zu meiner Doktorarbeit", sagt Robert Biele, Erstautor der Publikation.
Diese Forschungsarbeit hebt die fundamentale Rolle eines Quantenbeobachters hervor: Im Gegensatz zur Schrödinger Katze, wo die kohärente Überlagerung von Zuständen durch die Wechselwirkung mit einem makroskopischen „Beobachter" zerstört wird, ändert der lokale Quantenbeobachter örtlich und dynamisch die Kohärenz und ermöglicht damit eine feine Einstellung zwischen diesen Quantenzuständen. „Dies zeigt, wie anders sich die Thermodynamik im Quantenregime verhält. Schrödingers Katzenparadox führt zu neuen thermodynamischen Kräften, die nie zuvor gesehen wurden ", ergänzt César A. Rodríguez Rosario.
Zukünftig werden die Forscher dieses Konzept anwenden, um Spins für Anwendungen in Spin-
MPSD / DE