Quantenverschränkung auf den Kopf gestellt
Neue Strategie zur Erforschung von Verschränkung von Tausenden von Teilchen.
Mit einer überraschend einfachen Idee ermöglichen Wissenschaftler aus Italien und Österreich die Untersuchung von Quantenverschränkung sehr vieler Teilchen. Anstatt tief in den Charakteristika der Wellenfunktionen – die experimentell nur sehr schwer zugänglich sind – zu graben, schlagen sie vor, physikalische Systeme zu realisieren, die durch den zugehörigen Verschränkungs-
Abb.: Neue Strategie zur Erforschung von Verschränkung von Tausenden von Teilchen (Bild: G. Altmann, Pixabay)
Quantenverschränkung bildet das Herz der zweiten Quantenrevolution, sie liefert den Schlüssel zum Verständnis von Quantenmaterie und stellt die Grundlage für gegenwärtige und zukünftige Quantentechnologien dar. Verschränkte Teilchen können physikalisch nicht als einzelne Teilchen mit definierten Zuständen beschrieben werden, sondern nur als Gesamtsystem. Selbst wenn sich verschränkte Teilchen in sehr großer Entfernung zueinander befinden, beeinflussen Veränderungen an einem Teilchen auch den oder die Partner unmittelbar. Die Verschränkung einzelner Teilchen – seien es Photonen, Atome oder Moleküle – gehört heute im Labor zum Alltag. In der Vielteilchenphysik wird Verschränkung typischerweise durch das Verschränkungsspektrum beschrieben: Es erfasst wesentliche Eigenschaften eines kollektiven Quantenphänomens, wie die topologische Ordnung, und erlaubt gleichzeitig die Quantifizierung der Quanteneigenschaften eines gegebenen Zustands, also wie schwierig es ist, diesen mit einem klassischen Computer zu berechnen.
Trotz ihrer Bedeutung stoßen die experimentellen Methoden zur Messung des Verschränkungsspektrums schnell an ihre Grenzen – bis heute wurden diese Spektren nur in Systemen mit wenigen Quantenbits gemessen. Für eine größere Anzahl von Teilchen war eine ähnliche Messung bisher unmöglich, da der Aufwand mit den verwendeten Techniken mit der Teilchenzahl exponentiell zunimmt. „Es ist heute extrem schwierig, ein Experiment mit mehr als einigen wenigen Teilchen durchzuführen und dabei konkrete Aussagen über deren Verschränkungsspektrum zu machen“, erklärt Marcello Dalmonte vom International Center for Theoretical Physics in Triest. Gemeinsam mit Peter Zoller und Benoît Vermersch von der Universität Innsbruck und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften hat er nun einen überraschend einfachen Weg gefunden, wie Verschränkungsspektren direkt untersucht werden können. Dazu stellen die Forscher das Konzept der Quantensimulation quasi auf den Kopf, indem nicht mehr ein bestimmtes physikalisches System im Quantensimulator nachempfunden wird, sondern dessen Verschränkungs-
„Anstatt im Labor mit einem Quantensimulator ein bestimmtes Problem zu simulieren und dann zu versuchen, die Verschränkungseigenschaften des realisierten Zustands zu messen, schlagen wir vor, den Spieß einfach umzudrehen und den entsprechenden Verschränkungs-
U. Innsbruck / RK