14.05.2019

Rätsel um arktisches Meereis gelöst

Wärmetransport erklärt große Schwankungen der vereisten Flächen im Nordpolarmeer.

Die großen Schwankungen der Fläche des arktischen Meereises waren für Polar­forscher bisher rätselhaft. Doch nun haben Dirk Olonscheck, Thorsten Mauritsen und Dirk Notz vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteoro­logie (MPI-M) und der Universität Stockholm mit Hilfe rechenaufwändiger Computer­simulationen herausgefunden, warum die Fläche des arktischen Meereises von Jahr zu Jahr stark variiert. „Wir wissen, dass das arktische Meereis immer weiter zurückgeht, weil wir Menschen mit unseren Treibhaus­gasemissionen die Erde erwärmen. Warum aber zusätzlich zu diesem langfristigen Rückgang die Fläche des arktischen Eises von einem Jahr zum nächsten so stark schwankt, war bislang unklar“, sagt Olonscheck.

Abb.: Die Fläche es arktisches Meereises schwankt von Jahr zu Jahr sehr stark....
Abb.: Die Fläche es arktisches Meereises schwankt von Jahr zu Jahr sehr stark. (Bild: D. Olonscheck)

Bisherige Studien hatten vermutet, dass selbst­verstärkende Prozesse wie zum Beispiel die erhöhte Reflexions­fähigkeit des hellen Eises im Vergleich zum dunklen Ozean­wasser – die Eis-Albedo-Rückkopplung – maßgeblich für die Schwankungen der Meereis­fläche verantwortlich sind. Im Gegensatz zu diesen Vermutungen konnten die Forscher nun zeigen, dass die Eis-Albedo-Rückkopplung und weitere sich auf­schaukelnde Prozesse zusammen nur von geringer Bedeutung für die jährlichen Meereis­schwankungen sind. „Die Hauptursache sind allein die Schwankungen in der Wärmemenge, die in der Atmosphäre in die Arktis transportiert wird und dort direkt zur Eisschmelze führt. Wir haben diesen unmittel­baren Zusammenhang nun in allen Erdsystem­modellen und auch in Beobachtungs­daten nachweisen können“, so Olonscheck.

Diese Ergebnisse bedeuten einerseits, dass die jährlichen Schwankungen in der Meereis­fläche leichter zu verstehen sind als bisher gedacht, da komplexe atmo­sphärische und ozeanische Prozesse innerhalb der Arktis vernach­lässigbar sind. Andererseits bedeuten sie aber auch, dass die Vorhersage der Größe der arktischen Meereis­fläche von einem Jahr zum nächsten auch in Zukunft kaum möglich sein wird. „Dazu müsste es uns gelingen, den Wärme­transport der Atmo­sphäre in die Arktis vorherzusagen. Dieser hängt jedoch vom höchst chaotischen Wetter­geschehen ab“, sagt Olonscheck.

MPI-M / JOL

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