12.09.2008

Rätselhaftes Klima in Afrika

Sedimentproben belegen, dass Niederschläge in Zentralafrika vom Klima der Nordhalbkugel abhängen.

Sedimentproben belegen, dass Niederschläge in Zentralafrika vom Klima der Nordhalbkugel abhängen.

Den Burgh (Niederlande)/Providence (USA) – Obwohl hunderte Millionen Menschen die Folgen spüren werden, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf den afrikanischen Kontinent wenig erforscht. Diese Lücke wollen nun niederländische und amerikanische Klimaforscher stopfen. Mit Bohrkernen aus dem Sediment des Tanganjika-Sees im Grenzgebiet der vier Staaten Demokratische Republik Kongo, Tansania, Sambia und Burundi analysierten sie Klima und Niederschläge der letzten 60.000 Jahre. Ihre Ergebnisse, die einen großen Einfluss des Indischen Ozeans auf das Klima in dieser Region nahelegen, präsentieren sie in einer Vorabveröffentlichung der Zeitschrift "Science".

"Die Entdeckung hilft uns zu verstehen, wir das tropische Afrika auf die globale Erderwärmung reagiert", sagt Jessica Tierney vom Geological Sciences Department der Brown University in Providence. Zusammen mit Kollegen der Niederländischen Instituts für Meeresforschung in Den Burgh bohrten sie in die Sedimente des bis zu 1470 Meter tiefen Sees, der als größter Süßwasserspeicher Afrikas eine Fläche von knapp 33.000 Quadratkilometer einnimmt. Diese Bohrkernen eröffnen ihnen einen Blick in die Klimageschichte der Region der letzten 60.000 Jahre.

Reste von Landpflanzen in den Bohrkernen liefern die gewünschten Daten über Vegetation und Niederschlagsmengen. Tierney und Kollegen konzentrierten sich dabei auf heute noch vorhandene Fettsäuren, Molekülketten mit 26 bis 30 Kohlenstoffatomen. Aus dem Verhältnis der gebundenen Wasserstoffisotope Deuterium (D) und Wasserstoff (H) können sie sehr gut auf die hydrologischen Bedingungen zum Zeitpunkt des Pflanzenwachstums zurück schließen.

Geologisch sehr schnelle Wechsel im Niederschlagsverhalten innerhalb von 200 bis 300 Jahren überraschten die Forscher ebenso wie der Zusammenhang mit Klimaschwankungen auf der Nordhalbkugel. Bisher gingen Klimaforscher davon aus, dass vor allem die Intertropische Konvergenzzone (ITCZ), ein saisonal den Äquator überquerende Wolkengürtel, maßgeblich das Klima und die Niederschläge in südlichen Afrika beeinflusst. Doch während des frühen Holozäns, der Zeitraum vor 11.000 bis vor 6.000 Jahren, lag der Wolkengürtel nördlich des Äquators und sollte zu einer Trockenphase in der Region des Tanganjika-Sees führen. Doch im Gegenteil zeigten die Analysen, dass in dem Areal in dieser Epoche viele Niederschläge fielen.

Die Erklärung für dieses Phänomen sehen Tierney und Kollegen in dem bisher nicht vermuteten Einfluss des Indischen Ozeans. Von dort wurden wahrscheinlich große Wassermengen durch eine erhöhte Temperatur des Oberflächenwassers und der damit gekoppelten starken Verdunstung nach Zentralafrika transportiert. Ähnliche Entwicklungen und Diskrepanzen zu den bisherigen Klimamodellen seien auch vor 34.000 und 58.000 Jahren aufgetreten.

"Was im südöstlichen Afrika passiert, scheint wirklich sehr empfindlich mit dem Klima im Indischen Ozean zusammenzuhängen", sagt der beteiligte Brown-Forscher James Russell. Mit dieser Erkenntnis soll es nun gelingen, zukünftige Klimaveränderungen in der Region besser vorhersagen zu können. Das ist von großer Bedeutung, da der Tanganjika-See die Lebensgrundlage für viele Millionen Menschen bildet und die durchschnittliche Temperatur des Sees in den vergangenen Jahren angestiegen und der Wasserpegel bereits messbar gesunken sei. Sowohl die Versorgung mit Trinkwasser als auch der Fischfang wurden dadurch bereits beeinträchtigt.

Jan Oliver Löfken

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