10.12.2003

Raumfahrtkrise dauert an

Die Krise in der kommerziellen Raumfahrt endet nach Ansicht des EADS-Konzerns erst 2006/2007.

Bremen (dpa) - Die aktuelle Krise in der kommerziellen Raumfahrt wird nach Einschätzung des europäischen EADS-Konzerns noch zwei bis drei Jahre andauern. Eine ganze Reihe von Indikatoren spreche aber dafür, dass es nach einer Konsolidierungsphase 2006/2007 wieder ein gewisses Wachstum geben werde, sagte der Präsident der EADS Space Transportation, Josef Kind, am Dienstagabend in Bremen. Nach einem Verlust von einer Milliarde Euro in den vergangenen 3,5 Jahren mache der EADS-Raumfahrtgruppe derzeit eine «sehr schmerzliche» Restrukturierung mit dem Abbau von 3000 Arbeitsplätzen europaweit durch. 1000 Arbeitsplätze werden bis Ende 2004 in Deutschland gestrichen.

Ariane-Starts sollen erst ab 2006 wieder stäker nachgefragt werden, davon geht Josef Kind, der Präsident von EADS Space Transportation, aus. (Quelle: ESA/CNES/ARIANESPACE)

Auch in der Raumfahrtbranche gebe es einen «Schweinezyklus», erläuterte Kind. «Die Raumfahrt hat immer Phasen, wo sie große Programme hat, die sehr viel Kapazität generieren.» Nach Abschluss eines Großprogrammes gebe es oft zunächst eine Bewegung nach unten. ««Es geht auch wieder rauf. Aber das passiert nicht in den nächsten zwei Jahren.» Die Krise sei vor allem durch technische Rückschläge wie den Fehlstart der Trägerrakete Ariane 5-Plus vor einem Jahr und durch wirtschaftliche Einbrüche bedingt. So sei die Nachfrage im Satellitengeschäft auf 30 Prozent zurückgegangen.

Bei den Auftragseingängen im Satellitenbereich gebe es allerdings bereits eine leichte Erholung, sagte Kind. «Das wird sich fortsetzen, so dass wir davon ausgehen, dass 2006 die Ariane-Nachfrage deutlich steigen wird.» Er rechne mit sechs bis maximal acht Starts pro Jahr. Für eine Belebung werde auch das geplante wiederverwertbare Transportsystem Phoenix sorgen. Zudem sei nach dem Bau der internationalen Raumstation ISS mit Signalen zu rechnen, wie es in der bemannten Raumfahrt langfristig weiter gehen wird.

Stark befördert werden könnte die Raumfahrt nach Einschätzung von Kind durch das politische Bestreben der Europäer nach mehr Unabhängigkeit von den USA. «Da kommt sehr schnell der militärische Aspekt.» In Konflikten wie im Kosovo, in Afghanistan und im Irak hätten die Europäer die Erfahrung gemacht, dass sie sich zwar beteiligen sollten. Aber sie hätten kein eigenständiges Bild der Lage gehabt. «Und wenn man nach dem Bild der Lage fragt, bekommt man es sehr gefiltert und Interessen geleitet präsentiert.»

Der EADS-Manager ging davon aus, dass die USA nach dem Columbia- Unglück ihr nächstes Shuttle erst nach den Präsidentschaftswahlen im November kommenden Jahres ins Weltall schießen werden. Das Risiko eines weiteren Unglücks könne sich US-Präsident George W. Bush im Wahlkampf nicht leisten. Damit verzögere sich auch der Zeitplan für den europäischen Beitrag zur Raumstation ISS, das Wissenschaftslabor Columbus, um ein bis zwei Jahre. Columbus könnte eigentlich schon Anfang 2005 an der ISS andocken.

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