29.08.2019

Rauscharme Quantenpunkte

Optimierte Beschichtung eliminiert Energiezustände in der Benetzungsschicht.

Bestimmte Halbleiterstrukturen, Quantenpunkte genannt, könnten die Basis für eine Quantenkommunikation darstellen. Sie bilden eine effiziente Schnittstelle zwischen Materie und Licht, wobei die von den Quantenpunkten ausgesandten Photonen Informationen über weite Strecken transportieren könnten. Bei der Herstellung der Quantenpunkte entstanden bislang automatisch auch Strukturen, die die Kommunikation stören. Forschern der Universität Basel, der Ruhr-Universität Bochum und des Forschungszentrums Jülich ist es nun gelungen, diese Störeinflüsse zu eliminieren.

 

Abb.:  Solche Halbleiter-Chips mit Quanten­punkten stellt das Bochumer Team am...
Abb.: Solche Halbleiter-Chips mit Quanten­punkten stellt das Bochumer Team am Lehrstuhl für Fest­körper­physik her. (Bild: Kramer, RUB)

Quantenpunkte lassen sich in Halbleitern realisieren, indem Forscher zum Beispiel ein Elektron und ein Elektronenloch in einem sehr begrenzten Bereich einsperren. Elektron und Loch bilden zusammen einen angeregten Zustand. Wenn sie rekombinieren, verschwindet der angeregte Zustand und es wird ein Photon abgegeben. „Dieses Photon könnte als Informationsträger für eine Quanten­kommunikation über lange Strecken taugen“, sagt Arne Ludwig vom Bochumer Lehrstuhl für Festkörperphysik.

Die in Bochum hergestellten Quantenpunkte entstehen in dem Halbleiter­material Indiumarsenid. Dieses Material lassen die Forscher auf einem Träger aus Galliumarsenid aufwachsen. Dabei entsteht zunächst eine gleichförmige Schicht aus Indiumarsenid, die nur anderthalb Atomlagen dick ist – die Benetzungs­schicht. Auf dieser Schicht erzeugen die Forscher anschließend Erhebungen: kleine Inseln von dreißig Nanometern Durchmesser und nur wenigen Nanometern Höhe. Sie bilden die Quantenpunkte.

Problematisch ist die Benetzungsschicht, die im ersten Schritt aufgetragen werden muss. Denn auch darin gibt es angeregte Elektron-Loch-Zustände, die zerfallen und Photonen abgeben können. In der Benetzungs­schicht zerfallen diese Zustände sogar noch leichter als in den Quantenpunkten. Die dabei ausgesendeten Photonen können jedoch nicht für Quanten­kommunikation genutzt werden, sondern erzeugen nur ein Rauschen im System.

„Da die Benetzungsschicht die gesamte Fläche des Halbleiterchips umfasst, die Quantenpunkte aber nur ein Tausendstel dieser Fläche, ist das störende Licht rund tausendmal stärker als das Licht aus den Quantenpunkten“, erklärt Andreas Wieck. „Die Benetzungs­schicht strahlt Photonen mit einer etwas höheren Frequenz und einer viel höheren Intensität ab als die Quantenpunkte. Es ist so, als ob die Quantenpunkte den Kammerton a aussenden würden und die Benetzungs­schicht gleichzeitig ein tausendmal lauteres h.“

„Bisher konnten wir die vorher genannten Störeinflüsse ignorieren, indem wir nur gezielt die benötigten Energie­zustände angeregt haben“, sagt Matthias Löbl von der Universität Basel. „Wenn man die Quantenpunkte jedoch als Informationseinheiten für Quanten-Anwendungen nutzen will, so kann es ideal sein, diese mit mehr Elektronen zu beladen. Dann würden aber auch Energieniveaus in der Benetzungs­schicht mit angeregt“, ergänzt Arne Ludwig.

Diesen Störeinfluss eliminierte das Forschungsteam nun durch eine zusätzliche Schicht aus Aluminiumarsenid, die die Wissenschaftler über den Quantenpunkten und der Benetzungs­schicht wachsen ließen. Das eliminiert die Energiezustände in der Benetzungs­schicht, was es wiederum unwahrscheinlicher macht, dass dort Elektronen und Löcher rekombinieren und Photonen aussenden.

Die Probe für die vorliegende Arbeit erzeugte Sven Scholz am Lehrstuhl für angewandte Festkörperphysik der RUB, der für diese Arbeit im Juni 2019 mit dem Dissertationspreis der Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung ausgezeichnet wurde. Die Messungen zur Größe der Störeinflüsse mit und ohne Aluminium­arsenid-Schicht führte das Team der Universität Basel um Matthias Löbl, Immo Söllner und Richard Warburton durch. Die Gruppe am Forschungszentrum Jülich fertigte hochauflösende mikroskopische Aufnahmen der Proben an.

RUB / DE

 

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