Realitäts-Test für Quantenphysik
Gängige Testverfahren des lokalen und des makroskopischen Realismus unterscheiden sich in Ansprüchen an Parameterraum.
In der klassischen Welt besitzen Objekte vorgegebene Eigenschaften. Physikalische Einflüsse wirken streng lokal und Eigenschaften makroskopischer Systeme können im Prinzip gemessen werden ohne sie zu verändern. Diese Regeln kennzeichnen das Weltbild des „lokalen“ und des „makroskopischen Realismus“ und stehen im Widerspruch zur Quantenmechanik. Doch welche Theorie in welchem Rahmen gilt, ist noch nicht in allen Punkten ausgetestet und derzeit Gegenstand weltweiter Forschungsaktivitäten.
Abb.: Die „no-signalling“ (NS) Annahme, Quantenmechanik (QM) und lokaler Realismus (LR) befinden sich in einem Wahrscheinlichkeitsraum der gleichen Dimension (links). Der Wahrscheinlichkeitsraum des makroskopischen Realismus (MR) hat unterschiedliche Dimensionen (rechts). Die Leggett-Garg-Ungleichungen (LGI) sind Schnitte durch den QM-Raum und grenzen MR nicht eng ein. Daher sind LGI nicht optimal für experimentelle Tests des MR. (Bild: MPQ)
Als optimales Werkzeug für die Widerlegung des lokalen Realismus in Quanten-
Zwei fundamentale Annahmen kennzeichnen das Weltbild des lokalen Realismus: Zum einen liegen die Eigenschaften von Objekten nicht im Auge des Betrachters, sondern sind fest vorgegeben. Zum andern können sich physikalische Einflüsse niemals schneller als mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. 1964 entdeckte John Bell, dass sich aus diesen Annahmen Einschränkungen für die möglichen Korrelationen zwischen Messungen an räumlich getrennten Objekten ergeben. Diese werden heute auch als die „Bellschen Ungleichungen“ bezeichnet.
1984 bewies Arthur Fine, dass alle lokal-
Damit gilt das Weltbild des lokalen Realismus in Bezug auf die räumlichen Korrelationen von Objekten als schlüssig widerlegt. Auch in der Quantenmechanik gilt jedoch die „no-
Das Gegenstück zur Verschränkung von Quantensystemen, aus der sich die Verletzung der Bellschen Ungleichungen beim lokalen Realismus ergibt, ist das berühmte Paradoxon von Schrödingers Katze als Test für die Gültigkeit des makroskopischen Realismus. Gemäß diesem Gedankenexperiment kann die Katze in einen Überlagerungszustand gebracht werden, in dem sie gleichzeitig tot und lebendig ist. Solche Überlagerungszustände existieren erwiesenermaßen für mikroskopische Objekte. Die meisten Physiker hadern jedoch mit dem Umstand, dass die Quantenmechanik im Prinzip ein solches seltsames Verhalten auch auf makroskopischer Skala erlauben würde. Im Weltbild des makroskopischen Realismus ist eine Superposition makroskopischer Zustände dagegen strikt verboten, und makroskopische Objekte können gemessen werden, ohne sie gleichzeitig zu verändern.
1985 zeigten Anthony Leggett und Anupam Garg, dass sich aus den Annahmen des makroskopischen Realismus Einschränkungen ergeben in Bezug auf die zeitlichen Korrelationen, die zwischen aufeinander folgenden Messungen an einem einzelnen Quantensystem auftreten können. Analog zu den Bellschen Ungleichungen für den lokalen Realismus lassen sich somit auch für den makroskopischen Realismus Ungleichungen definieren, denen diese zeitlichen Korrelationen genügen müssen.
In den vergangenen Jahren wurden diese „Leggett-
Auch wenn es im lokalen Realismus um räumliche Korrelationen zwischen wenigstens zwei Systemen geht und beim makroskopischen Realismus um zeitliche Korrelationen von Messungen an einem einzelnen Objekt, so bestehen doch viele Analogien zwischen den Konzepten, und die entsprechenden Bellschen und Leggett-
Der Grund dafür ist interessanterweise die zeitliche Analogie zu der „no-
Physiker, die mit ihren Experimenten den makroskopischen Realismus widerlegen wollen, sollten sich demzufolge nicht mehr auf die Legget-
MPQ / DE