02.08.2017

Reise in den Erdmantel

Hochdruckversuche erklären den Weg von Kohlenstoff tief ins Erdinnere.

Geophysiker vermuten, dass rund 90 Prozent des Kohlen­stoffs der Erde tief im Erdinnern lagern. Von dort steigt Kohlen­stoff über den oberen Erdmantel bis in die Erdkruste und weiter in die Atmo­sphäre auf, und umgekehrt wandert Kohlen­stoff von hier bis tief ins Erdinnere hinab. Während dieses globalen Kreislaufs sind die Kohlenstoff­atome Bestand­teile der unterschiedlichsten Gase und Mineralien, die auf ihren Transportwegen eine Vielzahl chemischer Reak­tionen und Umformungs­prozesse durchlaufen. Welche Prozesse an dem langen Trans­portweg bis in die Tiefen des unteren Erd­mantels beteiligt sind, haben Wissen­schaftler am Bayerischen Geo­institut BGI der Univer­sität Bayreuth nun am Beispiel des Eisen­karbonats untersucht.

Abb.: Kristallstrukturen des Eisenkarbonats: An der Erdoberfläche sind Kohlenstoffatome und Sauerstoffatome in Dreiecken angeordnet, tief im Erdinnern gruppieren sie sich zu Tetraedern um. (Bild: C. McCammon, BGI)

Proben dieses Minerals wurden im Labor den Bedin­gungen ausgesetzt, die in rund 700 Kilometern unter der Erdober­fläche und in noch tieferen Bereichen des Erdinnern herrschen. Diamant­stempel­zellen erzeugten einen Druck von bis zu 100 Gigapascal. Zeitgleich erhitzte ein Laser­strahl die Proben bis zu etwa 3000 Grad Celsius. Unter diesen Bedin­gungen unterzogen die Wissen­schaftler die Proben einer intensiven Bestrah­lung mit Röntgen­licht. Die dabei entstehenden Beugungs­muster zeigten, wie sich die Kristall­strukturen des Eisen­karbonats verän­derten.

„Es hat sich herausgestellt, dass die Kohlenstoff- und Sauerstoff­atome im unteren Erdmantels neue kristal­line Strukturen annehmen. Sie ordnen sich in Tetraedern an – in Strukturen, wie wir sie von Silizium- ­und Sauerstoff­atomen in Mineralien an der Erdober­fläche kennen“, sagt Catherine McCammon vom BGI. Wie die Experimente ergaben, verleihen die neuen Strukturen dem Eisen­karbonat eine außerg­ewöhnliche Stabilität. Die Kohlen­stoffatome bleiben darin einge­schlossen, wenn das Mineral noch tiefer in den unteren Erdmantel absinkt.

Die Wissen­schaftler berichten noch über eine weitere Entdeckung. Unter den sehr hohen Drücken und Tempera­turen des unteren Erdmantels setzt eine starke Oxidation des im Eisen­karbonat enthal­tenen Eisens ein. „An der Erdober­fläche würden solche Oxidations­prozesse zum Beispiel den gesamten Stahl eines Automobils in kürzester Zeit komplett in Rost verwandeln“, erläutert McCammon.

U. Bayreuth / JOL

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