08.11.2019

Riesenatom mit Gedächtnis

Künstliches Quantensystem zeigt verblüffend neue Eigenschaften.

Die Forschergruppe aus deutschen, schwedischen und indischen Wissen­schaftlern hat ein künstliches Quanten­system untersucht und dabei neue Eigen­schaften gefunden. Die Experimente wurden an der Chalmers University of Technology in Schweden durchgeführt und die Theorie von Lingzhen Guo vom Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen berechnet. Der gemessene Effekt konnte bisher nie an einem einzigen Quanten­system beobachtet werden.

Abb.: Das Energie­verhalten einen künst­lichen Quanten­systems zeigt ein...
Abb.: Das Energie­verhalten einen künst­lichen Quanten­systems zeigt ein Gedächtnis. (Bild: L. Guo, MPI-PL)

Das Riesenatom, das an einer Antenne befestigt ist, ist aus supraleit­fähigen Schleifen aufgebaut – den Qubits. Die Wissenschaftler konnten das Riesen­atom aufgrund seiner Größe mit akustischen Wellen anregen. Dieses „Erdbeben auf Nanoebene“ verändert den Energie­zustand des Systems. Beim Freisetzen der aufge­nommenen Energie beobachtete das Team ein erstaunliches Phänomen.

Während ein normales Atom seine Energie schnell wieder abgibt, nachdem es angeregt wurde, reagiert das riesige künst­liche Atom ganz anders: Es scheint über ein Gedächtnis zu verfügen. Lingzhen Guo aus der Abteilung von Florian Marquardt am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts fasst die Beobachtung zusammen: „Erst flacht das Energie­level ab, nur um kurze Zeit darauf wieder lebendig zu werden und einen weiteren Energie­schub abzugeben. Das ist ein Zeichen dafür, dass das Riesenatom mit seiner Umwelt interagiert.“

Wenn es gelingt, mehrere Riesen­atome mit­einander zu verknüpfen, könnte man sie zum Bau eines Quanten­computers verwenden. Diese in der Theorie unvor­stellbar leistungs­fähigen Rechner haben das Potenzial, die Computer­technologie zu revo­lutionieren. Es wird vermutet, dass die intrinsische zeit­verzögerte Rückkopplung von Riesenatomen genutzt werden könnte um Cluster­zustände für universelle mess­technische Quanten­berechnung zu erzeugen, für die wesentlich weniger Hardware-Ressourcen benötigt werden als für Gate-basierte Ansätze.

MPI-PL / JOL

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