02.05.2017

Robuste Lasertechnik für Umwelt-Satelliten

Der Satellit MERLIN soll ab 2021 die Methan-Emissionen auf der Erde ermitteln.

2021 soll der deutsch-fran­zösische Satellit MERLIN zur Erforschung von Methan-Emis­sionen auf der Erde gestartet werden. Mit an Bord ist ein Laser­system, das auch unter extremen Bedin­gungen präzise arbeitet. Methan wird als Klimagas noch nicht so viel disku­tiert wie Kohlen­dioxid, bei der Erder­wärmung ist es aber pro Molekül 25-mal wirksamer. Kohlen­dioxid kommt jedoch in der Atmo­sphäre etwa 200-mal häufiger vor und ist damit absolut wirksamer. Seit 2007 steigt die Methan­konzentration in der Atmosphäre schnell an, ohne dass die Ursachen für das Phänomen wirklich klar wären.

Abb.: Künstlerische Darstellung des MERLIN-Instruments auf Basis der Myriade-Satellitenplattform. (Bild: CNES / D. Ducros)

Vor dieser Kulisse wurde 2010 das deutsch-fran­zösische MERLIN-Projekt beschlossen. Der Klein­satellit MERLIN (Methane Remote Sensing LIDAR-Mission) soll 2021 starten und das Methan in der Erdatmo­sphäre kartieren. Die Wissen­schaftler am Fraun­hofer-Institut für Laser­technik ILT in Aachen ent­wickelten das Laser­system und wollen verstehen, in welchen Regionen Methan in die Atmo­sphäre eingebracht wird und wo es abgebaut wird. Kernstück des Satel­liten ist ein LIDAR-, das Lichtpulse in die Atmo­sphäre schickt und aus dem vom Erdboden zurück­gestreuten Licht die Methan­konzentration bestimmt. Bislang wurde für Methan­messungen mittels optischen Spektro­metern die Sonnen­strahlung benötigt. Mit dem MERLIN-LIDAR können die Werte aber auch auf der Nacht­seite der Erde gemessen werden. Außerdem sind nun auch Messungen in klein­räumigen Wolken­lücken möglich.

Die Anfor­derungen an den Laser für die MERLIN-Mission sind extrem: Das System muss Schocks sowie Vibra­tionen bis 25 grms genauso aushalten wie ther­mische Wechsel­lasten von -30 °C bis +50 °C. Außerdem sollen orga­nische Mate­rialien wie Kleb­stoffe möglichst voll­ständig vermieden werden, um nicht die Umgebungs­luft und damit die hoch­reinen Spiegel­flächen zu verun­reinigen. Und alles muss nach dem Start für die Missions­dauer von drei Jahren störungs­frei funk­tionieren.

Für Partner wie DLR, Airbus Defence and Space, TESAT Spacecom und die ESA entwickelt das Fraun­hofer ILT seit Jahren Techno­logien für solche weltraum­tauglichen Laser. Einzelne Systeme sind schon geflogen, aber jetzt haben die Experten mit FULAS (Future Laser System) eine neue Techno­logieplatt­form für Laser­systeme geschaffen. Diese lässt sich auf unter­schiedliche Laser­strahleigen­schaften und Missionen anpassen. Die FULAS-High-Power-Sektion wurde 2016 fertig­gestellt. Das System hat erste Thermal­vakuum­tests unter realis­tischen MERLIN-Bedingungen bereits bestanden. Für die FULAS-Platt­form entwickeln die Experten nicht nur raumfahrt­taugliche Kompo­nenten, sondern auch eine ganz eigene Aufbau­technologie: Bei den opto-mecha­nischen Komponenten werden alle wesent­lichen Justier­schritte mit manuell geführten Robotern durchgeführt. Damit ist das Verfahren grund­sätzlich automa­tisierbar und somit auch für andere Branchen interes­sant.

Abb.: LIDAR-System für die MERLIN-Mission enthält alle Komponenten vom Pumplaser bis zur Frequenzkonversion in einem kompakten Aufbau. (Bild: Fh.-ILT)

Auch der LIDAR-Laser für MERLIN baut auf der FULAS Plattform auf. Auf und unter einer spe­ziellen optischen Bank sind Laser-Oszil­lator, -Verstärker und Frequenz­konverter befestigt. Mit dem neuen Verfahren sind die optischen Komponenten justiert und verlötet. Für den LIDAR-Betrieb soll das Laser­system 9 mJ-Doppel­pulse bei zwei Wellen­längen um 1645 nm im Einzel­frequenz-Betrieb liefern, wobei einer der Pulse spektral stets exakt auf eine charak­teristische Methan­absorptions­linie eingestellt wird. Genutzt wird dafür ein maßge­schneiderter Aufbau aus einem Oszillator mit aktiver Längenregelung sowie dem InnoSlab-Verstärker bei einer Wellen­länge von 1064 nm und einem längen­geregelten Frequenz­konverter (OPO) mit zwei KTP-Kristallen.

Als MERLIN-Vorläufer ist das LIDAR-System der CHARM-F Mission schon 2015 mit dem Forschungs­flugzeug HALO geflogen. Damals hatte noch das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre die Frequenz­konvertierung für das LIDAR integriert. Für MERLIN wurden ausgehend von der Technologie­plattform FULAS Halterungs- und Justage­konzepte für einen opti­mierten OPO entwickelt und bereits erfolgreich umgesetzt. Die Robustheit des kompletten OPO-Aufbaus konnte in MERLIN-Temperatur­tests nachge­wiesen werden. Der Betrieb des MERLIN-Systems im All ist in etwa drei Jahren geplant, die Fertigungs­technologien und die Test­prozeduren sind schon jetzt etabliert und können für weitere flug­taugliche Systeme genutzt werden.

Fh.-ILT / JOL

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