Rotierendes Glaskügelchen als Lichtventil
Neuartiges Bauelement lässt in Sperrrichtung fast kein Licht mehr durch.
Ein optisches Bauelement, das das Licht nur in eine Richtung durchlässt und in der anderen nahezu vollständig blockiert, haben Forscher in Israel entwickelt. Dabei nutzten sie einen rotierenden optischen Resonator sowie eine Technik, die bei den Leseköpfen von Computerfestplatten eingesetzt wird. Normalerweise ändert sich der Brechungsindex einer lichtdurchlässigen Substanz nicht, wenn man den Lichtweg umkehrt. Deshalb lässt solch eine Substanz das Licht in beiden Richtungen gleich gut durch. Wie man dennoch ein Material mit „irreversibler“ Lichtbrechung herstellen kann, lehrt die Akustik. Hier hatte man mit rotierenden mechanischen Komponenten akustische Gleichrichter hergestellt, die den Schall in eine Richtung durchlassen, in die Gegenrichtung jedoch nicht.
Abb.: Kommt das Licht von links (a), so verfehlt es die rotverschobene Resonanzfrequenz und kann die Glasfaser passieren. Kommt das Licht von rechts (b), so trifft es die blauverschobene Resonanzfrequenz und wird stark abgeschwächt. (Bild: S. Maayani et al., NPG)
Mit solchen rotierenden Komponenten könnte man auch einem optischen Bauelement eine Vorzugsrichtung geben und es zu einem Lichtventil machen. Allerdings sind dazu erhebliche technische Schwierigkeiten zu überwinden. Zum einen sind große Rotationsfrequenzen im Kilohertz-
Tal Carmon vom Technion in Haifa, Israel, und seine Kollegen haben diese technischen Probleme jetzt überwunden und ein sehr effizientes Lichtventil für Infrarotstrahlung gebaut. Die zentrale Komponente ist eine millimetergroße Quarzglaskugel als optischer Resonator, die mit einer Frequenz von bis zu 6,5 Kilohertz rotierte. Das Infrarotlicht mit einer Wellenlänge von 1,55 Mikrometer wurde von einem abstimmbaren Laser erzeugt und durch eine extrem dünne Glasfaser an die rotierende Kugel herangeführt.
Die Glasfaser schwebte dabei wenige Nanometer hoch über der Kugeloberfläche. Wie die Leseköpfe einer Computerfestplatte wurde sie von der Luftströmung, die das rotierende Teil erzeugte, in einer konstanten Höhe gehalten. Kam sie der Kugel zu nahe, so verstärkte sich die Luftströmung und trieb die Faser wieder hoch. Entfernte sie sich zu weit von der Kugel, so nahm die Luftströmung ab und die mechanische Spannung der Faser brachte sie wieder auf den richtigen Abstand.
Abb.: Das Lichtventil besteht aus einer rotierenden Glaskugel und einer extrem dünnen Glasfaser, die im Nanometerabstand waagerecht an der Kugel vorbeiläuft. (Bild: N. Zohar)
Aufgrund des geringen Abstandes zwischen der Glasfaser und der Kugel koppelte das evaneszente elektromagnetische Feld der lichtdurchflossenen Faser an die Flüstergaleriemoden der Kugel. In einer solchen Mode lief das Licht in der Kugel um, indem es an der Innenwand der Kugel total reflektiert wurde. Diese Anregung erfolgte jedoch nur für resonante Lichtfrequenzen, für die das Licht in der Kugel eine stehende Welle bilden konnte.
Hatte das Licht in der Glasfaser eine Frequenz nahe einer solchen Resonanzfrequenz, so regte es die entsprechende Flüstergaleriemode an und wurde dadurch stark abgeschwächt. Die Transmission des Lichtes durch die Faser fiel dabei vom Wert 1 auf einen kleinen Wert nahe 0. War die Lichtfrequenz hinreichend weit von der entsprechenden Resonanzfrequenz entfernt, so konnte das Licht die Resonatormode nicht anregen. Es wurde dann auch nicht abgeschwächt, und die Transmission durch die Glasfaser blieb bei 1.
Rotierte die Glaskugel, so verschoben sich die Resonanzfrequenzen aufgrund des Doppler-
Rotierte die Kugel schnell genug, so war der Abstand zwischen der rot- und der blauverschobenen Resonanzfrequenz größer als die Breite der Resonanzen. In diesem Fall konnte man die Frequenz des Lichts in der Glasfaser so wählen, dass sie nur die blauverschobene Resonanz traf, nicht aber die rotverschobene. Folglich regte das aus der einen Richtung kommende Licht die blauverschobene Resonanz an und wurde dadurch stark abgeschwächt, während das Licht aus der Gegenrichtung keine Abschwächung erfuhr.
Im Zusammenspiel mit der rotierenden Kugel wirkte die Glasfaser wie ein Lichtventil, das das Licht aus einer Richtung vollständig durchließ, aber aus der anderen Richtung zu 99,6 Prozent blockierte. Da das Licht von der Faser und der Kugel praktisch nicht zurückgestreut wurde, erfolgte die Lichtausbreitung in den beiden Richtungen unabhängig voneinander. So konnte das Lichtventil aus beiden Richtungen kommendes Licht gleichzeitig blockieren und durchlassen.
Die Forscher sind zuversichtlich, mit ihrer Methode auch ein Lichtventil für einzelne Photonen herstellen zu können. Dazu sollten für die Glasfasern „Flughöhen“ im Nanometerbereich ausreichen. Bei geringeren Abständen von etwa dreihundert Femtometern würden sich abstoßende Van-
Rainer Scharf
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