Rückschlag für Deutschland beim Meteosat-Projekt
Europäische Weltraumbehörde will exklusiv mit Thales Alenia Space verhandeln - Astrium ist aus dem Rennen.
Europäische Weltraumbehörde will exklusiv mit Thales Alenia Space verhandeln - Astrium ist aus dem Rennen.
Die deutsche Industrie muss im Kampf um die Federführung beim Bau der neuen Generation von Meteosat-Wettersatelliten einen herben Rückschlag einstecken. Nach dpa-Informationen will der französische Chef der Europäischen Weltraumbehörde ESA über den milliardenschweren Auftrag exklusiv mit Thales Alenia Space verhandeln. Jean-Jacques Dordain habe am 4. Februar 2010 eine entsprechende Entscheidung getroffen, hieß es aus ESA-Kreisen. Die EADS-Tochter Astrium, die unter anderem in Friedrichshafen und Ottobrunn bei München sitzt, wäre damit aus dem Rennen. Von der ESA war zunächst keine offizielle Stellungnahme zu erhalten.
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen traf ESA-Direktor Dordain die Entscheidung gegen die Empfehlung der zuständigen Bewertungskommission TEB. Diese soll vorgeschlagen haben, den Auftrag für das etwa 1,5 Milliarden Euro teure Projekt zwischen Astrium und Thales Alenia Space aufzuteilen. Astrium wäre demnach für die Federführung bei dem Projekt und den Bau der Plattform zuständig gewesen - Thales Alenia Space mit Sitz im französischen Cannes gemeinsam mit OHB Bremen für den Bau der Instrumente an sich. Den Preisunterschied zwischen den Angeboten bewerteten die Experten als nicht entscheidend für die Vergabe. Das Thales-Alenia-Angebot soll um einen dreistelligen Millionenbetrag günstiger gewesen sein.
Nach französischen Medienberichten hatte die französische Regierung zuletzt gedroht, eine unabhängige Prüfung der Angebote zu verlangen, wenn die Federführung für den Auftrag an Astrium gehen sollte. In einer französischen Botschaftsschreiben heißt es, mit Blick auf die technologischen Interessen und die Arbeitsplätze im Thales-Alenia-Werk in Cannes sei es es essenziell, dass das französisch-italienische Unternehmen die Federführung behalte. Das in Deutschland zuständige Bundesverkehrsministerium wollte sich zunächst nicht konkret äußeren. «Wir stehen im Moment im Kontakt mit der ESA, um das Prozedere zum weiteren Verfahren festzulegen», sagte eine Sprecherin am 5. Februar.
Bei den Satelliten geht es um die dritte Generation der Wettersatelliten Meteosat. Von 2015 bis 2035 sollen mindestens sechs MTGs («Meteosat Third Generation») Wettervorhersagen verbessern, Unwetter früher erkennen und detaillierte Angaben zu Klimaveränderung und Umwelteinflüssen liefern.
Im ersten Schritt sollen die zwei von der ESA bezahlten Satelliten gebaut werden. Deutschland und Frankreich beschlossen 2008, sich mit jeweils 34 Prozent daran zu beteiligen. Seitdem hatte sich die Bundesregierung auch dafür eingesetzt, dass Astrium die Systemführung bekommt. Bei der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), die vier Meteosat-Satelliten in Auftrag geben wird, ist die Bundesrepublik größter Beitragszahler.
DPA
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