Sandwich-Struktur bündelt Röntgenstrahlung
Neue Methode erzeugt und leitet die Strahlen simultan.
Röntgenstrahlung ist meist ungerichtet und schwer zu leiten. Forscher der Universität Göttingen haben jetzt eine neue Methode entwickelt, mit der die Röntgenstrahlen genauer in eine Richtung abgestrahlt werden können. Dazu verwenden die Wissenschaftler eine Struktur von dünnen Schichten aus Materialien verschiedener Elektronendichte, um die erzeugten Strahlen gleichzeitig abzulenken und zu bündeln.
Für die Erzeugung von Röntgenstrahlung in gewöhnlichen Röntgenröhren prasseln Elektronen, die durch Hochspannung beschleunigt wurden, auf eine Metallanode. Durch die Atome im Metall werden die Elektronen abgelenkt und abgebremst, oder die Elektronen regen die Metallatome durch Stöße an. Sowohl das Abbremsen der Elektronen als auch die Anregung der Metallatome führen zur Aussendung von Röntgenstrahlung. Leider wird die Strahlung in alle Richtungen gleichermaßen ausgesendet und lässt sich anschließend nur schwer wieder zu einem gerichteten Strahl bündeln. Außerdem sind die Wellenzüge der Röntgenstrahlung völlig zufällig und ungeordnet.
Die Forscher der Uni Göttingen haben einen neuartigen Effekt beobachtet, wenn man die Anode durch eine geeignete Struktur von dünnen Schichten aus Materialien verschiedener Elektronendichte ersetzt. Dabei müssen die Schichtdicken der Sandwichstruktur einige Nanometer betragen. Wählt man eine besondere Abfolge der Schichten, so können die Röntgenstrahlen geleitet werden. „Prasseln die beschleunigten Elektronen auf diese Sandwichstruktur, so ändert sich das Winkelspektrum der erzeugten Röntgenstrahlung“, sagt Malte Vassholz von der Uni Göttingen, „die erzeugte Röntgenstrahlung wird gleichzeitig in eine bestimmte Richtung geleitet.“
Durch detaillierte numerische Rechnungen lassen sich die Ergebnisse im Modell nachvollziehen und für eine gegebene Wahl der Struktur berechnen. „Durch Optimierung der Struktur ließe sich der Effekt unseren Rechnungen nach weiter steigern und für die Erzeugung von Röntgenstrahlung mit höherer Brillanz nutzen“, sagt Tim Salditt von der Uni Göttingen. Dabei besteht die Hoffnung, dass Röntgenmessungen, die bislang nur an großen Beschleunigern möglich sind, zum Teil auch im Labor möglich sein könnten, so der Forscher: „Besonders interessant sind Anwendungen der Röntgenbildgebung mikroskopisch kleiner und kontrastschwacher Objekte wie zum Beispiel weiche biologische Gewebe.“
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Vassholz & T. Salditt: Observation of electron-induced characteristic x-ray and bremsstrahlung radiation from a waveguide cavity, Sci. Adv. 7, eabd5677 (2021); DOI: 10.1126/sciadv.abd5677 - Salditt Gruppe, Institut für Röntgenphysik, Georg-August-Universität Göttingen