17.09.2018

Schalten mit ferroelektrischen Domänenwänden

Gleichrichtende Eigenschaften von Grenzflächen­kontakten in einem ferro­elektrischen Halbleiter nach­gewiesen.

Seit etwa zehn Jahren wird es als Heraus­forderung gesehen, mit ferro­elektrischen Domänen­wänden elek­tronische Schaltungen zu verwirklichen, weil diese einen wesent­lichen Beitrag zur Entwicklung leistungs­fähigerer Speicher­technologien leisten könnten. Dem Augsburger Physiker Stephan Krohns und seinen Kooperations­partnern an der Norwegian Univer­sity of Science and Tech­nology in Trondheim sowie an der ETH Zürich gelang nun der experi­mentelle Nachweis einer einfachen Dioden­schaltung mit gleich­richtenden Eigen­schaften an ferro­elektrischen Domänen­wänden.

Abb.: Spannungs- und frequenzabhängig bilden sich im Halbleiter polare Domänen mit unterschiedlichen Polarisationsrichtung aus, deren Wände einfache Diodeneigenschaften auf atomarer Skala aufweisen. (Bild: Brosseit, Meier, Krohns)

Der Nachweis wurde durch die Kombi­nation von makro­skopischen und mikro­skopischen Unter­suchungen am Halb­leiter ErMnO3 möglich. Mit dielek­trischer Spektro­skopie konnte die Frequenz­abhängigkeit von Schottky-Dioden an der Proben­oberfläche nachgewiesen und analysiert werden. Die aus diesen Unter­suchungen zur Frequenz­abhängigkeit der Grenzflächen­kontakte einher­gehende Einsicht, dass sich die elek­trischen Eigen­schaften einer Domänenwand in ferro­elektrischen Halbleitern deutlich von den umgebenden Domänen unter­scheiden und dement­sprechend als Schalter fungieren könnten, wurde an der ETH Zürich von Dennis Meier und Jakob Schaab mit einem Rasterkraft­mikroskop in Nanometer­auflösung bestätigt.

Darauf basierend konnte das kooperie­rende Theorie-Team in Trondheim schließlich dichte­funktional­theoretisch ein neues Modell für den elek­tronischen Transport in und an Domänen­wänden berechnen. „Bisher ging man davon aus, dass diese Domänen­wände keine besonderen elek­tronischen Eigen­schaften aufweisen würden und dass elementare elek­tronische Schaltungen an solchen Grenz­flächen dement­sprechend nicht auf atomarer Skala reali­sierbar wären. Diese Annahme“, so Krohns, „konnten wir jetzt widerlegen. Sie resultierte daraus, dass die von uns durch Kombination von makro­skopischer dielek­trischer Spektro­skopie einerseits und rasterkraft­mikro­skopischen Unter­suchungen andererseits erstmalig ermittelten frequenz­abhängigen elektrischen Eigen­schaften bislang außen vor geblieben waren.“

Krohns sieht in den neuen Einsichten einen wichtigen Schritt im Bemühen, elementare elek­tronische Schaltungen auf atomarer Skala an Domänen­wänden zu verwirk­lichen. Und die Rea­lisierung solcher Schaltungen mit ferro­elektrischen Halbleitern könnte nicht zuletzt der Entwicklung effi­zienterer Speicher­technologien eine neue Richtung geben, nachdem jetzt nach­gewiesen ist, dass der ferro­elektrische Halbleiter an sich als Substrat und auch für die Verwirk­lichung von logischen Schaltungen an seinen Domänen­wänden geeignet ist.

U. Augsburg / JOL

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