Scharfer Blick ins Zentrum von Centaurus A
Position des supermassereichen schwarzen Lochs genau bestimmt.
In Radiobereich erscheint Centaurus A als eines der größten und hellsten Objekte am Nachthimmel. Im Zentrum von Centaurus A liegt ein schwarzes Loch von 55 Millionen Sonnenmassen. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Michael Janssen vom MPI für Radioastronomie in Bonn hat jetzt Daten von Beobachtungen mit dem Event Horizon Telescope aus dem Jahr 2017 analysiert, um Centaurus A in vorher nicht erreichtem Detail abzubilden. „Das erlaubt uns zum ersten Mal, einen extragalaktischen Radiojet auf Skalen zu untersuchen, die kleiner sind als die Entfernung, die das Licht an einem Tag zurücklegt. Wir sehen hautnah, wie ein ungeheuer gewaltiger Jet, ausgehend von einem supermassereichen schwarzen Loch, geboren wird", sagt Janssen.
Centaurus A wurde bereits im Januar 2015 durch rekordverdächtige Beobachtungen mit einem einzigen Teleskoppaar bei einer Wellenlänge von einem Millimeter erforscht, als es vom APEX-Teleskop und dem Radioteleskop am Südpol gleichzeitig beobachtet wurde. „Diese bahnbrechenden Beobachtungen, aus denen wir nur die Kompaktheit des Kerns der Quelle abschätzen konnten, haben den Weg zu dem Bild geebnet, das wir jetzt mit dem Einsatz des kompletten EHT-Netzwerks präsentieren können“, ergänzt Eduardo Ros, ebenfalls vom MPI für Radioastronomie. Im Vergleich zu allen bisherigen hochauflösenden Beobachtungen wird der in Centaurus A gestartete Jet mit einer zehnfach höheren Frequenz und sechzehnfach schärferen Auflösung abgebildet.
Supermassereiche schwarze Löcher, die sich im Zentrum von Galaxien wie Centaurus A befinden, nehme Gas und Staub aus ihrer Umgebung auf. Bei diesem Prozess werden gewaltige Mengen an Energie freigesetzt, die Galaxie wird „aktiv“. Die meiste Materie, die sich in der Nähe des schwarzen Lochs befindet, fällt hinein. Ein Teil jedoch entkommt und wird weit hinaus ins All geblasen. Dabei entstehen „Jets“, stark gebündelte Materiestrahlen.
Astronomen versuchen mit unterschiedlichen Modellen zu erklären, wie sich Materie in der Nähe eines schwarzen Lochs verhält. Aber sie wissen immer noch nicht genau, wie die Jets aus der Zentralregion der Galaxien gestartet werden und wie sie sich über Skalen erstrecken können, die ein gutes Stück größer sind als ihre Wirtsgalaxien selbst. Mit dem EHT soll dieses Rätsel aufklärt werden.
Das neue Bild zeigt, dass der aus dem Inneren von Centaurus A gestartete Jet an den Rändern heller ist als im Zentrum. Dieses Phänomen ist von anderen Jets bekannt, wurde aber noch nie so ausgeprägt gesehen. „Jetzt können wir alle theoretischen Jet-Modelle ausschließen, die diese Randaufhellung nicht reproduzieren können. Es ist ein auffälliges Beobachtungsmerkmal, das uns helfen wird, Jets, die von schwarzen Löchern erzeugt werden, besser zu verstehen“, sagt Matthias Kadler von der Uni Würzburg.
Mit den neuen EHT-Beobachtungen der Zentralregion von Centaurus A wurde die wahrscheinliche Position des schwarzen Lochs am Startpunkt des Jets identifiziert. Basierend auf dieser Erkenntnis sagen die Forscher voraus, dass zukünftige Beobachtungen bei noch kürzerer Wellenlänge und höherer Auflösung in der Lage sein werden, das zentrale schwarze Loch von Centaurus A abbilden zu können.
MPIfR / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Janssen et al.: Event Horizon Telescope observations of the jet launching and collimation in Centaurus A, Nat. Astron., online 19. Juli 2021; DOI: 10.1038/s41550-021-01417-w - Abt. Radioastronomie / VLBI, Max-Planck-Institut für Radioastronomie, Bonn
- Event Horizon Telescope