25.04.2017

Schmauchspuren einer Sternexplosion

Supernova reicherte Nachbarstern mit großen Mengen Kalzium an.

Sterne können am Ende ihrer Entwicklung als Supernova explo­dieren. Dabei entsteht ein Super­nova-Über­rest, eine Wolke aus Wasser­stoff, Helium und schweren Elementen, die aus dem explo­dierten Himmels­körper stammen. Von dem Stern selbst bleibt meist nur ein kleiner, extrem kompakter Rest zurück, ein Neutronen­stern. Viele Sterne sind aller­dings keine Einzel­objekte sondern Doppel­sterne. Wenn in einem solchen Doppel­stern ein Partner explo­diert, kann das Paar fort­be­stehen. Es entsteht ein Doppel­stern, dessen eine Kompo­nente ein Neutronen­stern ist. „Genau ein solches Gebilde haben wir jetzt unter die Lupe genommen“, erklärt Norbert Langer von der Uni Bonn.

Abb.: Das internationale Astronomen-Team entdeckte in dem Super­nova-Über­rest RCW 86 erst­mals ein Doppel­stern-System aus einem Neutronen­stern und einem sonnen­ähn­lichen Stern. (Bild: NASA / UCLA)

Das internationale Team unter Leitung von Vasilii Gvaramadze von der Lomo­nossow-Univer­sität Moskau unter­suchte einen auf­fällig geformten Super­nova-Über­rest, in dem die Forscher einen solchen Doppel­stern ver­muteten. Neutronen­sterne ver­raten sich dadurch, dass sie Röntgen­strahlung emit­tieren. Die Forscher fahn­deten daher mit den Röntgen-Detek­toren des Chandra-Satel­liten nach entspre­chenden Emis­sionen. Mit Erfolg: Sie konnten im Süd­west­bereich des Nebels einen Neutronen­stern identi­fi­zieren.

Auf Aufnahmen des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte zeigte sich an der gleichen Stelle zudem ein sehr schwach leuch­tender Stern. Nach weiteren Unter­suchungen – unter anderem mit dem Parkes-Radio­tele­skop in Austra­lien – stand fest, dass es sich tat­säch­lich um ein Doppel­stern­system handelt. „Einer der Partner, der Neutronen­stern, strahlt dabei nur im Röntgen­bereich, während der andere, ein sonnen­ähn­licher Stern, bei Wellen­längen zu sehen ist, die unser Auge wahr­nehmen kann“, erklärt Langer.

Es ist das erste Mal, dass ein solcher sonnenähn­licher Begleit­stern in einem Super­nova-Über­rest gefunden wurde. Die Wissen­schaftler haben sein Strahlungs­spektrum genau analy­siert. Dadurch erhiel­ten sie einen Ein­blick in den Zustand und die Ent­wick­lung des Doppel­sterns. So ergab die Unter­suchung, dass der Begleit­stern große Mengen Kalzium ent­hält – weit mehr als etwa unsere Sonne. Diese Anrei­cherung lässt sich mit den gängigen Theorien der Super­nova-Ent­stehung nicht erklären. Sie deuten statt­dessen auf ein beson­deres Szena­rio hin, bei dem mehr Kalzium erzeugt wird.

Dieses Szenario wiederum hätte weit reichende Konse­quenzen. So haucht nicht jeder Stern sein Leben in einer Super­nova-Explo­sion aus. Nur beson­ders masse­reiche Exem­plare verab­schieden sich mit einem solch spekta­ku­lären Abgang. Die neuen Beob­ach­tungen korri­gieren dieses Bild: „Möglicher­weise können doch auch masse­ärmere Sterne als bisher ange­nommen eine Super­nova-Explo­sion erzeugen“, erklärt Langer. „Der Begleit­stern liefert uns wich­tige Daten, mit denen wir unsere Theorien zu Super­nova-Explo­sionen neu bewerten können.“

RFWU / RK

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