05.01.2016

Schneller Tanz auf der Oberfläche

Dynamik von Wasser an der Grenzfläche zur DNA beobachtet.

Die ersten beiden Wasserschichten um die DNA-Doppel­helix fluktu­ieren auf einer Zeit­skala von weniger als 10-12 Sekunden und beein­flussen direkt die Schwingungen der Helix­stränge. Dabei bleiben die räumliche Verteilung der Wasser­moleküle und ihre Wasser­stoff­brücken zur DNA erhalten. Das zeigen neue Infra­rot­experimente im Ultra­kurz­zeit­bereich eines Forscher­teams am Max-Born-Institut für nicht­lineare Optik und Kurz­zeit­spektro­skopie in Berlin.

Abb.: Schematische Struktur einer DNA-Helix und Verteilung von Wassermolekülen. (Bild: MBI)

Das komplexe Zusammenspiel von elektrischen Kräften zwischen einer mole­kularen Ober­fläche und ihrer unmittel­baren Umgebung ist für die Struktur und Funktion von biolo­gischen Makro­molekülen und Grenz­flächen entscheidend. Wasser als elek­trischer Dipol und natür­liches biolo­gisches Medium nimmt hierbei eine besonders wichtige Rolle ein. Elektrische Wechsel­wirkungen und Wasser­stoff­brücken zwischen den polaren und geladenen Struktur­elementen an der Ober­fläche der DNA und den ersten Schichten des umgebenen Wassers bestimmen die Struktur der Doppel­helix. Die Abstände zwischen den mole­kularen Einheiten betragen nur Bruch­teile eines Nano­meters, das gesamte System fluktuiert auf einer Zeitskala, die kürzer als 10-12 Sekunden ist. Eine Beobachtung dieses Geschehens erfordert mole­kulare Sonden an der Grenz­fläche zwischen DNA und Wasser sowie Mess­methoden, die ultra­schnelle Fluktu­ationen sicht­bar machen können.

Das Team hat jetzt erstmals molekulare Schwingungen des DNA-Rück­grats als Sonden einge­setzt, um struk­turelle Fluktu­ationen an der DNA-Ober­fläche direkt sicht­bar zu machen. Hierzu setzten die Forscher die zwei­dimensionale Infra­rot­spektro­skopie im Femto­sekunden­bereich ein, mit der sich Veränderungen der Schwingungs­absorption durch fluktu­ierende Kräfte verfolgen lassen. Dabei bleibt die natür­liche Struktur der DNA-Wasser Grenz­fläche erhalten, die Methode ist nicht-invasiv.

Die umfangreichen Ergebnisse zeigen, dass Fluktu­ationen auf einer typischen Zeit­skala von drei­hundert Femto­sekunden auftreten. Durch Messungen bei unter­schiedlichem Wasser­gehalt konnten die Beiträge der DNA-Helix und der Wasser­hülle hierzu getrennt und quanti­tativ bestimmt werden. Es zeigt sich, dass schnelle Bewegungen von Wasser­molekülen einen wesent­lichen Teil der Fluktu­ationen verur­sachen. Dabei werden aber Wasser­stoff­brücken mit der DNA nicht gebrochen, vielmehr bleibt ihre grund­legende Anordnung an der DNA-Ober­fläche für längere Zeiten erhalten. Auch ein Austausch von Molekülen in äußere Wasser­schichten findet in diesem Zeit­bereich nicht statt. Dieses Verhalten steht in starkem Gegensatz zum reinen Wasser, wo Wasser­stoff­brücken in schnellem Takt gebrochen und neu gebildet werden. Eine theoretische Analyse der Daten erlaubt die quanti­tative Erfassung der fluktu­ierenden Wechsel­wirkungen und damit einen direkten Vergleich mit Ergebnissen molekular­dynamischer Simulationen. Derartige Vergleiche zwischen Experiment und Theorie sind entscheidend für das Verständnis der Wechsel­wirkungen, die biologische Funktionen auf molekularer Ebene bestimmen.

FVB / RK

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