Schräg gewachsen und hochtalentiert
Perowskite mit ungewöhnlicher Kristallausrichtung zeigen in Simulationen erstaunliche Eigenschaften.
Eine einzelne Schicht aus Kohlenstoffatomen, geordnet in einem Honigwabengitter – Graphen fasziniert Wissenschaft und Industrie. Als noch vielversprechender könnten sich allerdings andere Materialien erweisen: Übergangsmetalloxide. Dies belegen quantenmechanische Simulationen aus der Arbeitsgruppe von Rossitza Pentcheva vom Center for Nanointegration (CENIDE) der Universität Duisburg-
Abb.: HAADF-STEM-Aufnahme eines 2NdNiO3 /4LaAlO3-Supergitters (Bild: S. Middey et al.)
Buchstäblich neue Welten können sich in der physikalischen Festkörperforschung an den Rändern von Materialien auftun: Wenn Perowskite – Oxide, die aus Sauerstoff, Metallionen und Selten-
„Diese Honigwabenstruktur kombiniert mit den Möglichkeiten eines Oxids ist eine Spielwiese sowohl für die Grundlagenforschung wie auch für Anwendungen, weil ganz neue, einzigartige Eigenschaften realisiert werden können“, erklärt Pentcheva. Für die nötigen Simulationen füttert die Expertin für computergestützte Materialphysik ihren Rechner mit Informationen über die Kristallstruktur und chemische Elemente des Materials und lässt ihn anschließend die elektronische Struktur und magnetische Eigenschaften berechnen.
Durch die systematische Untersuchung chemisch miteinander verwandter Elemente – wie zum Beispiel Titan, Eisen oder Kobalt – fand sie heraus, dass Lanthanmanganat unter bestimmten Bedingungen als eine Art topologischer Isolator fungieren kann: Während diese im Innern isolierend sind, erlauben sie gleichzeitig auf ihrer Oberfläche die Bewegung von Ladungen, leiten hier also den elektrischen Strom. Zudem sind sie magnetisch und deshalb nicht auf ein externes Magnetfeld angewiesen. Damit würde das Material für künftige Anwendungen wie den Quantencomputer noch vielversprechender sein als das momentan hochgehandelte Graphen oder andere Materialien, die eine viel zu kleine Bandlücke aufweisen und oft toxisch sind.
Pentchevas Ergebnisse helfen somit nicht nur, die Messdaten der amerikanischen und chinesischen Kollegen zu interpretieren. Vielmehr werfen sie ein Schlaglicht auf vielversprechende Materialkombinationen für zukünftige Experimente und Anwendungen. „In der Theorie haben wir die entscheidenden Eigenschaften für diese exotischen Systeme vorhergesagt, nun sind wir gespannt auf die experimentelle Umsetzung“, freut sich Pentcheva.
UDE / DE