04.05.2023

Schule und Lehramtsausbildung gehen alle an!

Die DPG hat eine Studie zum Lehramtsstudium in Deutschland veröffentlicht.

An Deutschlands Schulen herrscht ein eklatanter Mangel an Lehrkräften. Das hat dramatische Konsequenzen und führt zu Defiziten in der schulischen Ausbildung. Letztlich stellt dies unsere Zukunft als Bildungsnation und damit auch unser Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell infrage. Besonders dramatisch ist die Situation in der Physik, die als grundlegende Naturwissenschaft die Basis für viele technologische Entwicklungen und Anwendungen bildet.

Ein Mindestmaß an Verständnis für physikalische Zusammenhänge ist unerlässlich, um in einer hochtechnisierten Welt bestehen und an der modernen Gesellschaft teilhaben zu können. Der Grundstein hierfür muss in der Schule gelegt werden. Entscheidend dafür sind gute Physiklehrkräfte in ausreichender Anzahl. „Es besteht breites Einvernehmen, dass enormer Handlungsbedarf besteht“, betont DPG-Präsident Joachim Ullrich.

Vor diesem Hintergrund haben die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) eine großangelegte Studie zur Situation des Lehramtsstudiums Physik in Deutschland durchgeführt. Diese baut auf zwei Umfragen auf, an denen sich die Fachbereiche Physik von 48 Hochschulen und über tausend Lehramtsstudierende beteiligt haben. Damit liegt eine in dieser Breite wohl noch nie dagewesene Bestandsaufnahme zum Lehramtsstudium vor.

Die Studie „Das Lehramtsstudium der Physik in Deutschland“ möchte zu der dringend erforderlichen Diskussion über die Zukunft des Lehramtsstudiums beitragen und hierfür eine empirische Grundlage bereitstellen. Ziel muss sein, zügig Veränderungen und sichtbare Verbesserungen herbeizuführen und mehr Physiklehrkräfte besser auszubilden als es derzeit der Fall ist.

Hier sind alle gefragt, wie die Studie feststellt: die Politik und die Gesellschaft als Ganzes, aber auch die Physik, insbesondere die Fachphysikerinnen und -physiker an den Universitäten. Die Sorge um Schule und Lehramtsausbildung darf nicht allein den Lehrkräften und der Physikdidaktik aufgebürdet bleiben, auch wenn deren Erfahrung und Kompetenz unerlässlich sind. Schulunterricht und Lehramtsausbildung gehen alle an!

Die zentralen Aussagen der Studie sind folgende:

  • Das Angebot an Studiengängen für das Lehramt Physik in Deutschland ist flächendeckend.
  • Die meistens Studierenden im Lehramt Physik fühlen sich in erster Linie als Lehramtsstudierende, erst in zweiter Linie als Studierende des Fachs Physik.
  • Die Studienordnungen und Lehrinhalte sind sehr heterogen gestaltet, vor allem was den Umfang an Schulpraktika, Didaktik und Theoretischer Physik betrifft.
  • Die Studierbarkeit der Lehramtsstudiengänge innerhalb der Regelstudienzeit schätzt lediglich ein Drittel der Lehramtsstudierenden als „gut“ bis „sehr gut“ ein. Die Abbruchquote ist hier hoch.
  • Nur die Hälfte der Lehramtsstudierenden in Physik (Sekundarstufe II) wählt Mathematik als zweites Fach.
  • Als häufigsten Grund für die Aufnahme eines Physikstudiums geben die Studierenden den eigenen früheren Physikunterricht an. Der Physiklehrkäftemangel lässt daher eine verstärkende Rückkopplung auf die Abnahme der Studienwahl des Physiklehramts erwarten

Die Gremien der DPG und der KFP werden die Ergebnisse der Studie weiter auswerten mit dem Ziel, konkrete Empfehlungen zur Lehramtsausbildung auszusprechen. Diese Studie ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, der noch zu gehen ist. Daher verspricht DPG-Präsident Joachim Ullrich: „Wir bleiben an dem Thema dran. Wir werden uns die Ergebnisse der Studie genau ansehen und sie diskutieren. Und wir wollen daraus konkrete Empfehlungen für Verbesserungen ableiten!“

DPG / Maike Pfalz

 

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