Sechs neue Elite-Universitäten
Die Technische Hochschule Aachen, die FU Berlin sowie die Universitäten Freiburg, Göttingen, Heidelberg und Konstanz werden deutsche Elite-Universitäten.
Bonn (dpa) - Die Technische Hochschule Aachen, die FU Berlin sowie die Universitäten Freiburg, Göttingen, Heidelberg und Konstanz sind die neuen deutschen Elite-Universitäten. Sie können in den nächsten Jahren mit einer zusätzlichen staatlichen Förderung von jeweils insgesamt etwa 100 Millionen Euro rechnen. Auch viele andere Universitäten werden mit zusätzlichen Millionen Euro für den wissenschaftlichen Nachwuchs und Forschungszentren ausgestattet. Diese Entscheidungen traf ein Gremium aus Vertretern von Politik und Wissenschaft zum Abschluss der zweiten und vorerst letzten Bewerbungsrunde der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern zur Stärkung der universitären Spitzenforschung am Freitag in Bonn.
Insgesamt neun Elite-Universitäten werden damit in einem Förderzeitraum von fünf Jahren von Bund und Ländern zusätzlich mit etwa einer Gesamtsumme von ungefähr einer Milliarde Euro unterstützt. In einer ersten Runde waren im Oktober 2006 schon drei Elite- Unis gekürt worden: die TH München, die Ludwig-Maximilians- Universität- München und die TH Karlsruhe. Zahlreiche andere Universitäten erhalten in zwei weiteren Förderkategorien - Graduiertenschulen für Nachwuchswissenschaftler und international anerkannte Forschungsverbünde (Exzellenzcluster) - insgesamt mehrere hundert Millionen Euro an Sondermitteln zum Ausbau ihrer Spitzenforschung.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) wertete den Wettbewerb als «großen Schritt in der Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems». Mit dem Programm seien für den internationalen Status der Forschung «wichtige Impulse» gesetzt worden. «Die Forschung an den deutschen Universitäten befindet sich auf einem internationalen Erfolgskurs.» Die Initiative schreibe «Wissenschaftsgeschichte» und müsse fortgeführt werden. «Bund und Länder werden die Exzellenzinitiative gemeinsam weiterentwickeln und über eine Verstetigung dieses Förderinstruments entscheiden.»
Der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Jürgen Zöllner (Berlin/SPD), sprach von einer «Aufbruchstimmung» in der Wissenschaft in Deutschland, die alle Erwartungen übertreffe. Der Wettbewerb habe «ungeahnte Kräfte» freigesetzt, der Glaube an die eigene Stärke und das internationale Ansehen sei gestiegen. Dieser Schwung müsse genutzt werden. Die Wissenschaftsminister hätten daher in der Kultusministerkonferenz beschlossen, die Initiative über den jetzigen Förderzeitraum hinaus «fortzusetzen und weiterzuentwickeln».
Auch die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Margret Wintermantel, sprach sich für eine Fortsetzung aus. Ein nachhaltiger Erfolg könne nur erreicht werden, wenn die Exzellenz- Initiative «ein fester Bestandteil der Forschungsförderung in Deutschland wird». Die Finanzierung weiterer Förderrunden sollte daher möglichst schnell gesichert werden.
Mit insgesamt vier Elite-Universitäten rangiert Baden-Württemberg unter den Bundesländern mit Abstand an der Spitze. Nach ihrem Scheitern in der ersten Runde hatten die RWTH Aachen, die FU Berlin sowie die Universitäten Heidelberg und Freiburg die Möglichkeit erfolgreich genutzt, erneut anzutreten. Im Finale um den Elite-Status waren daneben noch die Humboldt-Universität Berlin und die Universität Bochum, die aber scheiterten. Eine Universität aus dem Osten ist bei den Elite-Universitäten nicht dabei.
Mit der Exzellenz-Initiative soll die Spitzenforschung an Universitäten bis 2011 ausgebaut werden. In dem Bund-Länder-Programm stehen insgesamt 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Der Bund steuert 75 Prozent der Mittel bei, die Länder tragen 25 Prozent.
Der Wettbewerb habe erstmals «einen Hauch von Wettbewerb und frischen Wind in die Hochschulen» gebracht, sagte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Die finanziellen Mittel seien aber «nur ein Tropfen auf den heißen Stein». Erforderlich sei nun dringend auch «eine Exzellenzinitiative für die Lehre, die bisher weitgehend stiefmütterlich behandelt wurde». Auch für die Fachhochschulen müsse es einen solchen Exzellenzwettbewerb geben, da sie in der Initiative nicht berücksichtigt worden seien.
Stichwort: Exzellenzinitiative von Bund und Ländern
Mit dem staatlichen Förderprogramm Exzellenzinitiative soll die Spitzenforschung an deutschen Universitäten ausgebaut werden. Der Wissenschaftsstandort Deutschland soll damit auf Dauer gestärkt und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. In dem Bund-Länder-Programm stehen von 2006 bis 2011 für fünf Jahre insgesamt 1,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Mittel für die siegreichen Universitäten werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent von den Ländern getragen. Ob das Programm über 2011 hinaus weitergeführt wird, muss noch entschieden werden.
Das Geld soll in drei Förderkategorien eingesetzt werden: für Zukunftskonzepte bereits erfolgreicher Hochschulen als Elite- Universitäten, für Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und für Spitzenforschungszentren (Exzellenzcluster). Ein relativ großer Teil der Mittel soll an wenige Elite-Universitäten (je Hochschule etwa 100 Millionen Euro) fließen. Die Anzahl dieser Elite-Unis ist nicht vorgegeben.
Bei zwei Ausschreibungsrunden konnten sich alle deutschen Universitäten bewerben. Nach der Bewertung der Anträge durch internationale besetzte Gutachtergruppen entscheidet ein Bewilligungsausschuss, dem neben Vertretern der Wissenschaft auch die Politik angehört. In der ersten Runde waren vor einem Jahr die TH München, die Ludwig-Maximilians-Universität-München und die TH Karlsruhe zu Elite-Universitäten gekürt worden.
Die sechs neuen Elite-Universitäten im Kurzporträt
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Die RHEINISCH-WESTFÄLISCHE TECHNISCHE HOCHSCHULE AACHEN (RWTH) gehört mit 31 000 Studenten zu den Traditionsuniversitäten in Deutschland. Der Schwerpunkt in Forschung und Lehre liegt bei den Ingenieurwissenschaften, durch die die Hochschule Weltruf genießt. Hinter der Technik rangieren Naturwissenschaften, Geistes- Gesellschafts-, Wirtschaftswissenschaften und Medizin. Die RWTH Aachen und das Forschungszentrum Jülich haben eine Forschungsallianz gebildet, die über einen Etat von etwa 500 Millionen Euro im Jahr verfügen wird. Beide Einrichtungen wollen sich durch diese Zusammenarbeit zum Schwergewicht in der internationalen Spitzenforschung entwickeln. Der diesjährige Physik-Nobelpreis ging an Professor Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich.
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Die FREIE UNIVERSITÄT (FU) BERLIN wurde im Jahr 1948 als Gegenentwurf zu der traditionsreichen Universität Unter den Linden im Ostteil der Stadt gegründet. Die spätere Humboldt-Universität war zu diesem Zeitpunkt ganz unter den Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht geraten. Mit US-Hilfe begannen Wissenschaftler und Studenten deshalb mit dem Aufbau einer neuen Hochschule im West- Sektor. Mit mehr als 100 Studienfächern und mehr als 34 000 Studenten zählt die Freie Universität zu den größten Hochschulen in Deutschland. Das Jahresbudget liegt derzeit bei rund 290 Millionen Euro Staatszuschuss und etwa 59 Millionen Euro aus Drittmitteln.
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Die ALBERT-LUDWIGS-UNIVERSITÄT FREIBURG ist nach Heidelberg die zweitälteste Universität in Baden-Württemberg und eine der ältesten Hochschulen Deutschlands. Sie feiert in diesem Jahr ihr 550-jähriges Bestehen. Gegründet wurde sie 1457 durch Erzherzog Albrecht VI. Heute hat sie rund 22 000 Studenten und 11 780 Beschäfte. Der Ausländeranteil bei den Studenten beträgt 18 Prozent. Gelehrt werden mehr als 60 Studienfächer in 11 Fakultäten. Größter Studiengang ist die Germanistik.
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Die 1737 gegründeten GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT-GÖTTINGEN ist eine sogenannte Volluniversität im klassischen Sinn. Sie bietet in 13 Fachbereichen rund 120 verschiedene Studienprogramme. Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind die Bio-, Neuro- und Umweltwissenschaften sowie die Vielfalt der Geisteswissenschaften. An der Hochschule sind fünf Sonderforschungsbereiche, ein DFG-Forschungszentrum sowie zahlreiche weitere Institute angesiedelt. Die Georgia-Augusta unterhält zudem elf gemeinsame Professuren mit Max-Planck-Instituten und anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Göttingen. An der Hochschule sind rund 24 000 Studierende immatrikuliert.
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Die RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG ist die älteste Hochschule in Deutschland. Sie wurde 1386 vom Pfälzischen Kurfürsten Ruprecht I. gegründet. Zunächst bestand sie aus den vier Fakultäten Theologie, Jura, Medizin und Philosophie, 1890 kamen die Naturwissenschaften hinzu. Heute ist das gesamte Spektrum der Wissenschaftsdisziplinen vertreten, gelehrt werden mehr als 150 Studienfächer in 12 Fakultäten. Heidelberg genießt vor allem in Medizin, Mathematik und Rechtswissenschaften einen guten Ruf. Derzeit sind rund 26 000 Studenten eingeschrieben. Die Hochschule beschäftigt etwa 380 Professoren und 11 500 Mitarbeiter.
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Die UNIVERSITÄT KONSTANZ ist die kleinste im Elite-Wettbewerb. Sie wurde 1966 als Reformuniversität gegründet und ist eine Hochschule ohne Medizin und Ingenieurwissenschaften. Anstatt der ursprünglich geplanten 3000 Studenten zählt sie heute knapp 10 000. Sie kommen aus rund 80 Ländern. Der Ausländeranteil beträgt 12,3 Prozent. Anstelle von Instituten gibt es drei fachübergreifende Sektionen. Die rund 170 Professoren lehren in 40 verschiedenen Fächern in den Bereichen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften. Größter Studiengang ist die Rechtswissenschaft. Die Uni am Bodensee zählt zu den Vorreitern bei der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen.