Seltener Meteoriten-Fund
Nach dem seltenen Fund eines großen Meteoriten in der Antarktis erhoffen sich deutsche Forscher Einblicke in den Klimawandel der vergangenen Jahrtausende.
Hannover (dpa) - Nach dem seltenen Fund eines großen Meteoriten in der Antarktis erhoffen sich deutsche Forscher Einblicke in den Klimawandel der vergangenen Jahrtausende. Der 31 Kilogramm schwere Eisenmeteorit sei der größte derartige Fund auf dem eisbedeckten Kontinent seit 20 Jahren, teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Mittwoch in Hannover mit. In der Nähe des Fundes stießen Wissenschaftler einer BGR-Expedition auf 15 weitere, kleinere Meteoriten. Damit handele es sich vermutlich um eine neu entdeckte so genannte Meteoritenfalle, die Aufschluss über die Klimageschichte der Region geben könne.
Das antarktische Eis birgt zahllose Meteoriten der vergangenen Jahrzehntausende. Dort, wo das Eis über ein Bodenhindernis wie etwa einen Hügel oder eine Geländekante fließt, wird tiefes Eis an die Oberfläche gedrückt und bringt dabei auch seine kosmische Fracht mit. Im Sommer verdunstet das Eis nach und nach und lässt die dabei freigelegten Meteoriten zurück. Liegt diese Verdunstungsstelle hoch genug, werden die dunklen Meteoriten vom Sonnenlicht nicht so stark aufgewärmt, dass sie das Eis schmelzen und wieder in es einsinken können. So können sich an bestimmten Stellen über die Jahrtausende Meteoriten unterschiedlichen Alters ansammeln, die Forscher sprechen von einer Meteoritenfalle.
Weitere Untersuchungen sollen klären, welches Alter die jetzt geborgenen Meteoriten haben. Die Altersanalyse der Meteoriten kann Rückschlüsse über die Entwicklung des Eisschilds geben. Damit lassen sich unter anderem Klimamodelle testen, mit denen die Eisentwicklung der vergangenen Jahrtausende simuliert werden kann. Die bei der Erforschung des neuen Meteoritenfunds gewonnenen Daten sollen nun helfen, solche bestehenden Klimamodelle auf ihre Genauigkeit hin zu prüfen.
Der große Eisenmeteorit und seine kleineren Geschwister wurden in rund 2350 Metern Höhe am Rande eines Polarplateaus in der Ostantarktis entdeckt. Die Expedition unter schwierigen Bedingungen wurde von der Bundesanstalt geleitet und führte in ein bislang noch nie besuchtes Gebiet. Aus dem Eis ragen dort nur wenige Bergspitzen heraus.
Hintergrund: Meteorite
Meteorite sind nicht vollständig verglühte kosmische Brocken, die auf der Erdoberfläche einschlagen. Es handelt sich dabei um lose Kleinkörper unseres Sonnensystems, die auch von Kometen, Asteroiden oder anderen Planeten abgesprengt worden sein können. Pro Jahr erreichen nach Expertenschätzungen mehr als 19 000 Meteorite mit einer Masse von mehr als 100 Gramm die Erdoberfläche. Allerdings werden die wenigsten von ihnen gefunden: Die meisten stürzen ins Meer oder auf unbewohntes Gebiet. Je nach chemischer Zusammensetzung unterscheiden Forscher zwischen Eisenmeteoriten (Holosideriten) und Steinmeteoriten (Aerolithen). Der bislang größte Meteorit wurde 1920 in Namibia gefunden: Dieser Eisenmeteorit wiegt rund 54 Tonnen.
Weitere Infos:
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Meldung der Bundesanstalt für Geowissenschaftemn und Rohstoffe (BGR):
http://www.bgr.bund.de/meteorit-antarktis