Seyfert-Galaxie mit der Kraft der zwei Herzen
Fund zweier supermassereicher schwarzer Löcher in NGC 3393 gibt Aufschluss über Galaxienverschmelzung und -entwicklung.
Ein Astronomenquartett vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) in Cambridge, Massachusetts, hat mit dem Nasa-Röntgensatelliten Chandra die aktive Galaxie NGC 3393 untersucht. Nur knapp 500 Lichtjahre abseits des Kerns, wie er sich auch dem Weltraumteleskop Hubble zeigt, fanden die Forscher bei Photonenenergien oberhalb von 6 keV Aktivitäten eines zweiten supermassereichen schwarzen Lochs. Wegen des geringen Abstands und der Spiralstruktur der Galaxie kann dieser Fund als bislang fehlendes Bindeglied in der Entwicklung dieser Welteninseln dienen.
Abb.: Dieses Komposit von NGC 3393 besteht aus Bildern der Weltraumteleskope Hubble (gold, optisch) und Chandra (blau, Röntgen). Im Klinkerbild lassen sich die beiden aktiven Galaxienkerne anhand ihrer Röntgenemission klar unterscheiden. (Bild: Nasa / CXC / SAO / G. Fabbiano et al.)
Aktive Galaxien wie Quasare oder Seyfert-Galaxien lassen sich in vielen Epochen finden. Wie gewöhnliche Sternsysteme auch, kommen sie sich gegebenenfalls in die Quere und verschmelzen miteinander. Die jeweiligen supermassereichen schwarzen Löcher halten ihre Aktivität oft weiterhin aufrecht, was sie für Beobachtungen im Hochenergiebereich zugänglich macht. Bisher kannten die Astronomen Exemplare mit jeweils bis zu 300.000 Lichtjahren Abstand. Zudem handelte es sich dabei um Merger zweier größerer Spiralgalaxien wie der Milchstraße, was jeweils zu einem Ausbruch an neu entstehenden Sternen im Zentrum des Geschehens führt und letztendlich zu einer großen elliptischen Galaxie.
NGC 3393 unterscheidet sich davon deutlich. Als Massenuntergrenze für die schwarzen Löcher ermittelten die Astronomen jeweils rund eine Million Sonnenmassen. Der Wert könnte bei dem einen Exemplar allerdings etwa dreißig Mal höher sein. Darauf deuten Radiobeobachtungen hin. Dies ergäbe ein anderes Szenario, in dem es sich um die Verschmelzung zweier Galaxien mit deutlich unterschiedlicher Größe handelt – was auch zu dem Ausbleiben umfangreicher Sternentstehung passt. Einen solchen Vorgang bezeichnen die Forscher als minor merger und dies wäre die erste Beobachtung zweier aktiver Kerne in so einem Fall.
Oliver Dreissigacker