Signal aus der kosmischen Morgendämmerung
Radiobeobachtungen liefern Hinweise auf erste Sterne nach dem Urknall.
Wann und wie sind die ersten Sterne im Kosmos entstanden, wie groß waren sie und wie haben sie ihre Umgebung beeinflusst? Mithilfe von zwei kleinen Radioantennen in Australien ist ein internationales Forscherteam jetzt einer Beantwortung dieser Fragen ein Stück näher gerückt. Im Rahmen des Projekts EDGES – Experiment to Detect the Global Epoch of Reionization Signature – konnten die Wissenschaftler erstmalig eine charakteristische Absorptionsstruktur im Spektrum der kosmischen Hintergrundstrahlung nachweisen, deren Existenz seit langem theoretisch vorhergesagt wird.
Abb.: Künstlerische Darstellung der ersten Sterne im Kosmos nach dem Urknall. (Bild: N.R.Fuller, NSF)
Dabei handelt es sich um die stark rotverschobene Absorption durch den Hyperfeinstruktur-
Die ultraviolette Strahlung dieser ersten Sterne leitet nicht nur die Epoche der Reionisation ein – die kosmische Morgendämmerung. Sie führt auch zu einer Senkung der Spintemperatur des verbleibenden neutralen Wasserstoffs. Dadurch kann der Hyperfeinstruktur-
Überraschend ist die Stärke des aufgespürten Signals: Es ist zwei- bis dreimal stärker als selbst nach den optimistischsten Vorhersagen erwartet. Nach Ansicht von Bowman und seinen Kollegen lässt sich diese Diskrepanz entweder dadurch erklären, dass die Temperatur des absorbierenden Wasserstoffgases niedriger ist als erwartet oder dadurch, dass das umgebende Strahlungsfeld heißer ist bislang als angenommen. Die Forscher sehen es jedoch als unwahrscheinlich an, dass astrophysikalische Phänomene wie die Strahlung von Sternen und Supernova-
Damit bleibe als Erklärung, so Bowman und seine Kollegen, nur eine zusätzliche Abkühlung des Wasserstoffs durch eine vom Standardmodell nicht erfasste Wechselwirkung zwischen der dunklen und der normalen Materie. In einer unabhängigen Analyse bestätigt Rennan Barkana von der Universität Tel Aviv in Israel diesen Erklärungsansatz. Allerdings müsse die dunkle Materie dann aus Teilchen bestehen, die eine wesentlich geringere Masse besitzen als bislang angenommen. „Die Teilchen können nicht schwerer sein als einige Protonenmassen“, so der Forscher, „und das ist erheblich weniger als die allgemein vermutete Masse schwach wechselwirkender Teilchen.“ Solche WIMPs gelten bislang als die aussichtsreichsten Kandidaten für die dunkle Materie. Zudem müssten die Teilchen sich relativ langsam – mit Geschwindigkeiten weit unter der Lichtgeschwindigkeit – bewegen. Die Entdeckung von Bowman und seinen Kollegen könnte also – wenn sie durch weitere Experimente unabhängig bestätigt wird – nicht nur ein Fenster zur Untersuchung der ersten Sterne im Kosmos aufstoßen sondern auch neue Erkenntnisse über die dunkle Materie liefern.
Rainer Kayser
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RK