Sinkende Studentenzahlen ab 2010?
Die Zahl der Studenten in Deutschland wird nach Auffassung des Bildungsforschers Dieter Dohmen entgegen den offiziellen Prognosen kaum noch steigen und ab 2010 deutlich sinken.
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Berlin (dpa) - Die Zahl der Studenten in Deutschland wird nach Auffassung des Berliner Bildungsforschers Dieter Dohmen entgegen den offiziellen Prognosen in den nächsten Jahren kaum noch steigen und bereits ab 2010 deutlich sinken. Eine rückläufige Studienneigung und die derzeit bundesweit laufende Umstellung der Studiengänge auf die Bachelor- und Masterabschlüsse würden den Anteil der Höchstqualifizierten pro Jahrgang deutlich verringen. Ein erheblicher Fachkräftemangel sei unmittelbar die Folge, sagte Dohmen am Montag bei einer Tagung des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in Berlin.
Dohmen verwies dabei laut Mitteilung auf die in fast allen Bundesländern für den Masterabschluss vorgesehenen Zulassungsbeschränkungen, die es in dieser Art nur in Deutschland gibt. Ab 2015 würden Masterabsolventen «zum knappen Gut, sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland», sagte Dohmen. Für die wenigen Absolventen würde ihr Masterstudium zu einer «glänzenden Investition». Zugleich entstünde für private Hochschulen ein neuer Markt, sollten die geplanten Zulassungsbeschränkungen an den staatlichen Hochschulen tatsächlich realisiert werden.
Insgesamt prognostiziert der Bildungsökonom Dohmen für die staatlichen Hochschulen auf Dauer deutlich geringere Studentenzahlen als heute. Zwar könne bis 2010 die Zahl der Eingeschriebenen wegen der geburtenstarken Abiturjahrgänge noch leicht zunehmen. Sie werde dann aber von rund 2 Millionen auf 1,8 Millionen (2015) und anschließend auf etwa 1,6 Millionen bis Ende des nächsten Jahrzehnts absinken. In Dohmens Prognose sind erstmals die deutlich kürzeren Studienzeiten der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge berücksichtigt.
Eine Trendumkehr hält Dohmen nur dann für möglich, wenn der Anteil der jungen Menschen mit Abitur oder anderer Hochschulzulassung pro Jahrgang deutlich erhöht und auch der Hochschulzugang für Berufstätige ohne Abitur vereinfacht wird.