13.10.2017

Smarter fotografieren mit Polarisationsfilter

Für Smartphones gibt es kostengünstige Polarisationsfilter, die mit einer Klammer aufgeklippst werden. Sie bieten viele Einsatzmöglichkeiten in der Fotografie.

Früher genügte bei der manuellen Scharfstellung eines Fotoapparates ein linearer Polarisationsfilter, der nur aus einer Polarisationsfolie bestand. Heutige Kameras benötigen wegen des Autofokus zirkulare Polarisationsfilter, die einer Polarisationsfolie mit einem λ/4-Plättchen entsprechen. Sie lassen also linear polarisiertes Licht durch, wandeln es aber in zirkulares um. Man sieht das, wenn man sich linear polarisiertes Licht durch den zirkularen Polarisationsfilter anschaut und dann den Filter umdreht. Fällt das polarisierte Licht in der üblichen Nutzungsrichtung durch den Filter, kann dieser auf dunkel gedreht werden. Fällt das polarisierte Licht in der entgegengesetzten Richtung durch den Filter, ist dies nicht möglich. Deshalb ist eine Vorrichtung wie ein Schraubgewinde nötig. Es stellt sicher, dass der Polarisationsfilter richtig herum vor dem Smartphone sitzt.

Abb. 1 Ein Smartphone mit aufgestecktem Polarisationsfilter.

Einsatzmöglichkeiten
Das Himmelsblau ist durch die Rayleigh-Streuung teilweise linear polarisiert, was senkrecht zur Sonnenrichtung am stärksten ist. Bei einem sehr hellen Himmel gibt es häufig Belichtungsprobleme: Das Motiv wird zu dunkel oder der Himmel im Hintergrund weißlich hell statt blau. Mit dem Polarisationsfilter wird der Himmel abgedunkelt und auf dem Bild blauer dargestellt. Selbst ein dunkelblauer und theoretisch auch ein fast schwarzer Himmel ist als Bildgestaltungselement möglich (Abbildung 2). Da das Smartphone aber stets automatisch einen Farbabgleich macht und die Bildhelligkeit einstellt, ist der Effekt nicht so stark sichtbar wie bei einer Sucherkamera. Da das Weiß der Wolken anderseits nicht linear polarisiert ist, ergeben sich schöne Kontraste zwischen blauem Himmel und weißen Wolken.

Abb. 2 Himmel und Bäume haben mit Polarisationsfilter (rechts) sattere Farben. Da sich die Fotoeinstellungen beim Drehen des Filters ändern, wird der Himmel nicht ganz so stark dunkler, wie es bei gleichbleibenden Fotoeinstellungen der Fall wäre.

Die Eigenfarben von Materialien, wie Felsen, Wänden oder roten Dächern, die durch die wellenlängenabhängige Absorption des Lichts zustandekommen, sind nicht linear polarisiert. Das direkt vom Stein reflektierte Sonnenlicht ist hingegen senkrecht zur Sonnenrichtung linear polarisiert, ebenso wie das an blauem Dunst reflektierte Licht. Mit dem Polarisationsfilter kann nun dieses störende weiß-blaue Licht (teilweise) weggefiltert werden und die Eigenfarbe des Steines kommt besser raus. Fotos senkrecht zur Sonnenrichtung werden so farbkräftiger, auch ohne im Nachhinein die Sättigung und die Kontraste mit einer Software zu erhöhen.

Bei schönem Wetter reflektiert das Laub von Bäumen ebenso das Sonnenlicht und Himmelsblau. Das reflektierte weiße Sonnenlicht ist dabei heller als das Grün der Blätter. So wirken die Bäume auf einem Foto farblos. Mit einem Polarisationsfilter können die Reflexionen teilweise weggefiltert werden und die grüne Eigenfarbe der Blätter wird sichtbar (Abbildung 2).

Punktlichtquellen, wie sie angenähert die Sonne oder auch Lampen darstellen, bewirken auf glänzenden, vor allem metallischen Oberflächen Spiegelungen, die manchmal als störend empfunden werden. Da diese Reflexionen unter einem bestimmten Winkel linear polarisiert sind, können auch sie weggefiltert werden.

Thomas Wilhelm, Jochen Kuhn

Weitere Tipps zu Spiegelungen, Regenbögen und physikalische Experimente finden sie in dem Origianalrtikel von Physik in unserer Zeit, den Sie hier bis zum 27.10.2017 zum freien Download finden

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