Solarbranche investiert Millionen im Osten
Die ostdeutschen Bundesländer profitieren auch in diesem Jahr von der boomenden Solarbranche. Millioneninvestitionen und Hunderte neuer Arbeitsplätze sind angekündigt.
Dresden (dpa) - Die Sonne geht im Osten auf - und die ostdeutschen Bundesländer profitieren auch in diesem Jahr von der boomenden Solarbranche. Millioneninvestitionen und Hunderte neuer Arbeitsplätze sind angekündigt. Derzeit entstehen nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft 15 Fertigungsstätten in Deutschland - die meisten davon zwischen Ostsee und Thüringer Wald.
Nach Einschätzung des Verbandes gibt es in den neuen Ländern viel Unterstützung der Verwaltungen für neue Projekte. Zudem seien gut ausgebildete Arbeitskräfte verfügbar. Im Vorjahr investierten die Unternehmen 1,5 Milliarden Euro in Deutschland und schufen damit rund 10 000 neue Arbeitsplätze. 130 000 neue Anlagen wurden allein auf deutschen Dächern neu installiert.
Auf der Landkarte der neuen Bundesländer sind deutlich die Zentren der Solarindustrie auszumachen. Die Region um Freiberg in Sachsen, unter anderem mit den Töchtern des SolarWorld-Konzerns, nimmt für sich den Titel «Solarhauptstadt Europas» in Anspruch. In Sachsen- Anhalt heißt Thalheim und Umgebung bereits «Solarvalley». In Berlin spricht man von «Solarpolis». Thüringen sieht sich als aufstrebenden Standort der Solarwirtschaft mit derzeit elf Unternehmen und hat spezielle Förderprogramme aufgelegt.
Die börsennotierte ersol AG (Erfurt) plant zwei weitere Fabriken für Solarzellen, die Sunways AG (Konstanz) will ihre Kapazität im thüringischen Arnstadt verdreifachen. Mehr als 300 Millionen Euro werden die Konzerne Schott (Mainz) und Wacker (München) nach dem Willen ihrer Vorstände in den nächsten Jahren in ihre Solar-Wafer- Produktion in Jena stecken. Bis 2012 soll die Kapazität bei den Siliziumscheiben für Solarzellen auf ein Gigawatt pro Jahr steigen.
Der börsennotierte Solarzellenhersteller Q-Cells in Thalheim (Sachsen-Anhalt) will wie im Vorjahr erneut 400 Millionen Euro investieren - unter anderem in eine sechste Fertigungslinie. Derzeit werden 1700 Mitarbeiter beschäftigt. «Es werden auf jeden Fall ein paar hundert dazukommen», sagt Unternehmenssprecher Stefan Dietrich. Die benachbarte EverQ-GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen von Q-Cells mit Investoren aus Norwegen und den USA, hat gerade den Grundstein für ihre 150 Millionen Euro teure dritte Fertigungslinie gelegt. Die Zahl der Mitarbeiter wird um 500 auf 1500 aufgestockt.
«Auch 2008 wird am SolarWorld-Standort Freiberg weiter kräftig investiert», sagt der Vorstandssprecher der SolarWorld-Tochter Deutsche Solar, Peter Woditsch. Es gehe um einen «dreistelligen Millionenbetrag». Der Solar-Anlagenbauer Rot&Rau aus Hohenstein- Ernstthal will den erst bezogenen neuen Produktionsstandort aufgrund guter Auftragslage so schnell wie möglich ausbauen. «Neu-Sachsen» sind der kanadische Solarzellenhersteller Arise in Bischofswerda und der Modulproduzent Signet Solar in Mochau bei Döbeln.
Das nach eigenen Angaben größte Photovoltaik-Kraftwerk der Welt baut derzeit die Unternehmensgruppe juwi aus Rheinland-Pfalz bei Brandis östlich von Leipzig mit 40 Megawatt. Auf 50 Megawatt ist ein geplantes Solarkraftwerk der Cottbuser Firma Solar Projekt in der Lieberoser Heide in Brandenburg ausgelegt.
Im Herbst will in Berlin-Marzahn die Inventux Technologies AG die Produktion von Solarmodulen starten. 49 Millionen Euro werden ausgegeben. Bis 2010 sollen etwa 250 Arbeitsplätze entstehen. Die Berliner Solon AG expandiert und zieht in Kürze mit rund 400 Mitarbeitern in eine neue Unternehmenszentrale ins Wissenschaftszentrum in Berlin-Adlershof. Dort entsteht ein Zentrum für Dünnschicht- und Nanotechnologien in der Solarstromerzeugung.
Zum Standort für Solarfirmen hat sich auch Frankfurt/Oder gemausert, wo zu DDR-Zeiten Halbleiter produziert wurden. Die First Solar GmbH Frankfurt (Oder) nimmt eine Recyclinganlage in Betrieb. Danach können im Werk produzierte Dünnschichtmodule wieder zu Glas verarbeitet werden, sagt Firmensprecher Fabian Zuber. In der Oderstadt arbeitet auch die Conergy SolarModule GmbH & Co. KG mit 400 Mitarbeitern. In Senftenberg haben Ende 2007 die Bauarbeiten für die Solarfabrik der US-Firma Energy Photovoltaics Inc. mit 250 Beschäftigten begonnen. Die SolarGlas AG München plant in Forst ein Werk zur Herstellung von Flachglas. Die Investition beträgt nach eigenen Angaben mehr als 60 Millionen Euro.
In Mecklenburg-Vorpommern spiele die Solarindustrie in der aufstrebenden regenerativen Energiebranche nur eine «verschwindend kleine Rolle», sagt die Vorsitzende der Solarinitiative des Landes, Brigitte Schmidt. Die früheren Landesregierungen hätten die Windenergie stärker gefördert. 2008 wird aber die Firma Centrosolar ihre Niederlassung in Wismar nach eigenen Angaben zu einem der größten deutschen Solarmodulwerke ausbauen. Für 20 Millionen Euro soll ein stark automatisiertes Werk entstehen. Die Zahl der Mitarbeiter werde bis 2009 auf 350 steigen. Auch die Solon Nord GmbH in Greifswald setzt auf Expansion.
Von Gudrun Janicke, dpa