Sonneneruptionen bliesen Mars-Atmosphäre ins All
Erste Ergebnisse der US-amerikanischen Mission MAVEN.
Seit dem 22. September 2014 umkreist die US-amerikanische Raumsonde MAVEN den roten Planeten. Die Abkürzung steht für „Mars Atmosphere and Volatile Evolution“ – sinngemäß übersetzt: Entwicklung der Mars-Atmosphäre und ihrer flüchtigen Bestandteile. Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass der Mars in seiner Frühzeit erheblich erdähnlicher war – mit einer dichteren Atmosphäre und sogar offenem Wasser auf der Oberfläche. Wie unser Nachbarplanet seine dichte Atmosphäre verloren hat, ist bislang nicht restlos klar. Die Beantwortung dieser Frage ist eines der Hauptziele der MAVEN-Mission.
Abb.: Künstlerische Darstellung der Raumsonde Maven im Orbit um den Planeten Mars. (Bild: NASA)
Mehrere Forscherteams haben nun die ersten Ergebnisse des Projekts veröffentlicht. Das wichtigste Resultat: Häufige Eruptionen der jungen Sonne haben vermutlich eine entscheidende Rolle beim Verlust der Mars-Atmosphäre gespielt. Im März dieses Jahres hatte ein koronaler Massenauswurf der Sonne den Roten Planeten getroffen. Wie Bruce Jakosky von der University of Colorado in Boulder und seine Kollegen berichten, zeigen die MAVEN-Messungen im Zuge dieses solaren Ereignisses einer Zunahme der Ionisation in der Hochatmosphäre, sowie die Bildung von magnetischen „Ranken“, die bis zu fünftausend Kilometer weit ins All reichten. Diese Ranken rissen Ionen aus der Atmosphäre mit sich, die dann mit zehnfach höherer Geschwindigkeit als üblich ins All entwichen. Da die junge Sonne erheblich mehr Eruption zeigte als unser heutiges Zentralgestirn sei anzunehmen, so die Forscher, dass die Entweichrate von Ionen damals durch solare Ereignisse dominiert wurde. Die Erde war gegen dieses Phänomen durch eine stärkere Magnetosphäre und ein stärkeres Gravitationsfeld geschützt.
Über die Entdeckung ungewöhnlicher Aurora-Erscheinungen berichten Nicholas M. Schneider von der University of Colorado und seine Kollegen. Die Auroren überdecken im Verlauf eines solaren Ausbruchs diffus nahezu die gesamte nördliche Hemisphäre und reichen bis in ungewöhnlich niedrige Höhen von nur sechzig Kilometern herab. Da der Mars kein globales Magnetfeld besitzt, sondern lediglich schwache, von der Kruste ausgehende lokale Felder, können Auroren auf dem Mars nicht nur über den Polen, sondern nahezu überall über dem Planeten erscheinen.
Überraschend für die MAVEN-Forscher war weiterhin der Nachweis von feinem Staub mit Körnchengrößen im Bereich von wenigen Nanometern in Höhen von hundertvierzig bis tausend Kilometern. Zwar ist der Mars ein staubiger Planet, „aber kein bekannter Prozess kann eine ausreichende Menge von Partikeln bis in diese Höhen befördern“, so Laila Andersson, ebenfalls von der University of Colorado. Auch die kleinen Monde des roten Planeten kommen angesichts der sehr gleichmäßigen Verteilung des Staubes nach Ansicht der Forscher nicht als Ursache infrage. Der von MAVEN nachgewiesene Staub müsse demnach interplanetarischen Ursprungs sein.
Rainer Kayser
Weitere Infos
RK