RCW 120 ist eine Wolke aus Gas und Staub in etwa 4300 Lichtjahren Entfernung. Ein internationales Team konnte jetzt das Alter von RCW 120 auf weniger als 150.000 Jahre eingrenzen, was sehr jung für einen solchen Nebel ist. Die Untersuchungen ergaben, dass die stellare Rückkopplung – ein Prozess, bei dem Sterne Energie zurück in ihre Umgebung abgeben – die Sternbildung in der Umgebung positiv beeinflusst. Diese Erkenntnisse können Aufschluss über die hohe Rate an Sternentstehungen im frühen Stadium unseres Universums geben.
Das Forschungsteam untersuchte den Nebel auf der fliegenden Sternwarte SOFIA – einer umgebauten Boeing 747 – um die Auswirkungen der stellaren Rückkopplung zu analysieren. RCW 120 ist ein Emissionsnebel, der Licht in verschiedenen Wellenlängen abstrahlt. Etwa sieben Lichtjahre vom Zentrum von RCW 120 entfernt liegt der Rand der Wolke, wo sich eine Fülle von Sternen bildet. Um zu verstehen, wie all diese Sterne entstehen, muss man tief in den Nebel eindringen: RCW 120 hat einen jungen, massereichen Stern in seinem Zentrum, der starke Sternwinde erzeugt.
Die Sternwinde dieses Sterns ähneln denen unserer Sonne – sie schleudern Material von ihrer Oberfläche ins All. Dieser Sternwind komprimiert die umgebenden Gaswolken. Die Energie, die dem Nebel zugeführt wird, löst die Bildung neuer Sterne in den Wolken aus. Die Anwesenheit des massereichen Zentralsterns wirkt sich also positiv auf die zukünftige Sternentstehung aus.
„Wir haben mit unseren Beobachtungen herausgefunden, dass RCW 120 mit 15 Kilometern pro Sekunde expandiert, was für einen Nebel unglaublich schnell ist. Aus dieser Expansionsgeschwindigkeit konnten wir eine Altersgrenze für die Wolke ableiten und fanden heraus, dass RCW 120 viel jünger ist als bisher angenommen“, erklärt Nicola Schneider von der Uni Köln. Mit dieser Altersschätzung konnten die Wissenschaftler wiederum auf die Zeit schließen, die die Sternentstehung am Rande des Nebels brauchte, um nach der Entstehung des Zentralsterns in Gang zu kommen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass positive Rückkopplungsprozesse auf sehr kurzen Zeitskalen auftreten, und dass diese Mechanismen für die hohen Sternentstehungsraten verantwortlich sein könnten, die in der Frühphase des Universums auftraten.
Für die Zukunft hofft das Team, diese Art der Analyse auf die Untersuchung weiterer Sternentstehungsgebiete auszuweiten. „Die anderen Regionen, die wir untersuchen, befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien und haben unterschiedliche Morphologien. Einige haben viele massereiche Sterne, in ihrem Zentrum. Im Gegensatz dazu hat RCW 120 nur einen“, so Schneider. „Mit diesen Informationen können wir feststellen, welche Prozesse die ausgelöste Sternentstehung hauptsächlich antreiben und wie sich diese Prozesse zwischen den verschiedenen Sternentstehungsgebieten unterscheiden.“
U. Köln / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
M. Luisi et al.: Stellar feedback and triggered star formation in the prototypical bubble RCW 120, Sci. Adv. 7, eabe9511 (2021); DOI: 10.1126/sciadv.abe9511 - KOSMA Gro https://astro.uni-koeln.de/observational-astrophysics/kosmaup, Observational Astrophysics, Institut für Astrophysik, Universität zu Köln