23.03.2011

Sterne (fast) zum Anfassen

Ein neu entdeckter Brauner Zwerg hat die Temperatur siedenden Wassers.

Sterne (fast) zum Anfassen

Ein neu entdeckter Brauner Zwerg hat die Temperatur siedenden Wassers.

Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) und zwei weiteren Teleskopen haben einen neuen Kandidaten für das kühlste bislang bekannte sternartige Objekt entdeckt. Die Oberfläche des Objekts hat in etwa die Temperatur einer Tasse heißen Tees, ist also für menschliche Alltagsverhältnisse heiß, für Sterne aber außergewöhnlich kalt.

Der neu entdeckte Braune Zwerg mit der Bezeichnung CFBDSIR 1458+10B (Canada-France Brown Dwarfs Survey InfraRed) ist die lichtschwächere Komponente in einem Doppelsystem zweier solcher Objekte, die in einer Entfernung von 75 Lichtjahren von der Erde mit einer Umlaufzeit von etwa 30 Jahren umeinander kreisen.Die Entdeckung, dass es sich um ein Doppelsystem handelt, gelang mit der adaptiven Optik am Keck-Teleskop auf Hawaii, unterstützt durch ein Laserleitsternsystem (Laser Guide Star, LGS). Anschließend wurde die Entfernung zur Erde mittels des Canada–France–Hawaii Telescopes bestimmt.

Abb.: Infrarotaufnahme der beiden Braunen Zwerge. (Bild: M. C. Liu, University of Hawaii)

Mit dem X-Shooter-Spektrografen konnten die Astronomen dann zeigen, dass das Doppelsystem als Ganzes selbst für Braune Zwerge vergleichsweise kühl ist. Der lichtschwächere der beiden Braunen Zwerge hat eine Oberflächentemperatur von nur etwa 100°C ±40°C, entsprechend der Siedetemperatur von Wasser. „Bei so einer Temperatur erwartet man von einem Braunen Zwerg ganz andere Eigenschaften als von den bisher bekannten Vertretern dieser Gattung“, erläutert Michael Liu vom Institute for Astronomy der University of Hawaii. „Tatsächlich dürften viele der Gasriesen um sonnenähnliche Sterne, die wir mit der nächsten Generation von Großteleskopen fotografieren werden können, so ähnlich wie CFBDSIR 1458+10B aussehen.“

Die Forscher wollen CFBDSIR 1458+10B erneut beobachten, um seine Eigenschaften genauer bestimmen und die Umlaufbahn des Doppelsystems vermessen zu können. Nach ungefähr zehn Jahren regelmäßiger Beobachtungen sollte die Masse der beiden Objekte bestimmt werden können.

ESO / KK

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