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Astronomen nehmen mit dem VISTA-Teleskop den Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke auf.
Astronomen nehmen mit dem VISTA-Teleskop den Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke auf.
Zum Auftakt der Studie "VISTA Magellanic Cloud Survey" der Europäischen Südsternwarte ESO ist Astronomen eine eindrucksvolle Aufnahme des Tarantelnebels in der Großen Magellanschen Wolke gelungen. "Dieses Bild zeigt eine der am häufigsten untersuchten Sternentstehungsgebiete in unserer kosmischen Nachbarschaft: die spektakuläre Region 30 Doradus, besser bekannt unter dem Namen Tarantelnebel. Im Zentrum dieser Region liegt ein großer Sternhaufen mit der Bezeichnung RMC 136, in dem sich einige der massereichsten Sterne befinden, die bislang beobachet wurden", erläutert Maria-Rosa Cioni von der University of Hertfordshire in Großbritannien, die Leiterin des Teams, das die Studie durchführt.
Abb.: Aufnahme des Tarantelnebels aus dem VISTA Magellanic Cloud Survey. (Bild: ESO/M.-R. Cioni/VISTA Magellanic Cloud Survey/Cambridge Astronomical Survey Unit)
Ziel des VISTA Magellanic Cloud Survey (VMC, wörtlich die “Durchmusterung der Magellanschen Wolken mit VISTA”) ist es, mit dem VISTA-Teleskop die Himmelsregion zu dokumentieren, in dem sich die zwei nächsten Nachbargalaxien der Milchstraße befinden, die Große und die Kleine Magellansche Wolke. Die Fläche von 184 Quadratgrad entspricht beinahe der tausendfachen Fläche, die der Vollmond am Himmel einnimmt. Auf Basis dieser Beobachtungen werden die Astronomen eine detaillierte Untersuchung der dreidimensionalen Struktur der Magellanschen Wolken und des Verlaufs der Sternentstehung in den beiden Galaxien vornehmen können.
Die Großfeldaufnahme zeigt eine Schar unterschiedlichster Objekte: Das helle Gebiet oberhalb der Bildmitte ist der Tarantelnebel, mit dem Sternhaufen RMC 136 aus massereichen Sternen in seinem Zentrum. Links davon befindet sich der Sternhaufen NGC 2100 und rechts – winzig klein – der Überrest der Supernova SN1987A. Unterhalb der Bildmitte liegen weitere Sternentstehungsgebiete, unter anderem NGC 2083 und NGC 2080, auch bekannt als Geisterkopfnebel.
“Die VISTA-Aufnahmen werden es uns ermöglichen, unsere Untersuchungen von den innersten Bereichen des Tarantelnebels bis zu den unzähligen kleineren umliegenden Sternentstehungsgebieten auszudehnen, die eine große Anzahl junger massereicher Sterne enthalten. Mit den neuen Infrarotaufnahmen können wir mitten in die Kokons aus Gas und Staub hineinschauen und zusehen, wie sich solche massereichen Sterne bilden. Gleichzeitig können wir die Wechselwirkung dieser Sternenembryos mit den älteren Sternen in der Gegend analysieren”, sagt VMC-Teammitglied Chris Evans.
Das VISTA-Teleskop der ESO ist ein Durchmusterungsteleskop am Paranal-Observatorium in Chile. VISTA ist mit einer großen Kamera ausgestattet, die im nahinfraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums empfindlich ist. VISTAs Hauptspiegel hat einen Durchmesser von 4,1 Metern. Teleskop und Kamera entsprechen einem Teleobjektiv mit 13.000 mm Brennweite bei Blende 3,25 und einer Digitalkamera mit 67 Megapixeln. Der VISTA Magellanic Cloud Survey ist eine von sechs großen Durchmusterungen des Südhimmels im Nahinfraroten, die den Großteil der ersten fünf Betriebsjahre von VISTA in Anspruch nehmen werden.
ESO Science Outreach Network/Max-Planck-Institut für Astronomie/KP