06.03.2007

Strom für Europa?

Solarthermische Kraftwerke sind nicht nur für die USA interessant, sondern gerade auch für Mitteleuropa, das von solchen Anlagen in Südeuropa und Nordafrika mit Strom beliefert werden könnte.

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Solarthermische Kraftwerke sind nicht nur für die USA interessant, sondern gerade auch für Mitteleuropa, das von solchen Anlagen in Südeuropa und Nordafrika mit Strom beliefert werden könnte.

Mainz/Las Vegas (dpa) - «Nevada Solar One» steht in Boulder City, mitten in der Wüste, etwa 60 Kilometer vom Spielerparadies Las Vegas entfernt. Im Sommer soll das solarthermische Kraftwerk ans Netz gehen und 15.000 Haushalte mit Strom versorgen - so will es der Mainzer Technologiekonzern Schott, der die entscheidende Technik für das fast fertige Hightech-Bauwerk liefert. Dann werden 760 Parabolspiegel auf einer Fläche von 1,4 Millionen Quadratmetern in der Wüste glänzen. «Die Energiewende kann sofort eingeleitet werden», sagt Unternehmenssprecher Klaus Hofmann.

Während in dieser Woche die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel um den Anteil erneuerbarer Energien streiten werden, betrachtet der Schott-Vorstandsvorsitzende Udo Ungeheuer das Kraftwerksprojekt in Nevada als «Initialzündung für den weltweiten Durchbruch der solarthermischen Energieerzeugung». Kraftwerke dieser Art, von denen es weltweit bislang nicht einmal ein Dutzend gibt, nutzen die Sonnenenergie zur Erzeugung von Wärme, die dann in Strom umgewandelt wird.

Herzstück des neuen 64-Megawatt-Kraftwerks sind so genannte Solarreceiver aus deutscher Entwicklung und Produktion. Auf 19.300 dieser jeweils vier Meter langen spezialbeschichteten Röhren aus Glas und Stahl wird das Sonnenlicht von den Parabolspiegeln gebündelt. Durch die Receiver zirkuliert ein Spezial-Öl, das auf 400 Grad erhitzt wird. Wärmetauscher erzeugen daraus Dampf, der seinerseits die Turbine eines Generators zur Stromerzeugung antreibt.

«Rund ein Prozent der Wüstenflächen der Erde würde ausreichen, um mit solarthermischen Kraftwerken den gesamten Elektrizitätsbedarf der Erde zu decken», sagt Hofmann. Interessant sei diese Technik eben nicht nur für die USA, sondern gerade auch für die Kernregion des alten Kontinents, der von solarthermischen Kraftwerken in Südeuropa und Nordafrika in Zukunft mit Strom beliefert werden könnte. In der Nähe von Granada in Andalusien entsteht den Angaben zufolge derzeit das erste kommerziell betriebene Kraftwerk dieser Art in Europa. Weitere seien in Planung.

Abb.: Solarthermische Parabolrinnenkraftwerke nutzen die Sonnenenergie zur Stromerzeugung. Mit ihrem hohen Wirkungsgrad und den niedrigsten Stromgestehungskosten unter den Solartechnologien bieten sie das Potenzial, in Regionen um den Sonnengürtel der Erde schon mittelfristig Strom zu Kosten zu produzieren, die mit denen fossiler Kraftwerke vergleichbar sind. (Quelle: Schott AG)

Schott, eher bekannt als Hersteller von Ceran-Feldern für die Küche, verdient nach eigenen Angaben mit den Hochtechnologieröhren bereits Geld. Das Unternehmen, das sich seit 2002 in der Solarbranche engagiert, sieht sich bei den Solarreceivern als weltweiter Technologieführer und hat dabei sowohl die Umwelt als auch das Geschäft im Auge. «Klimaschutz ist nicht nur eine dringende Notwendigkeit, sondern auch ein großer Zukunftsmarkt», sagt Vorstandschef Ungeheuer. Deshalb müssten Deutschland und Europa hier eine führende Rolle übernehmen.

Erst im vergangenen Jahr nahm Schott, das weltweit 2,23 Milliarden Euro Umsatz mit rund 16 800 Mitarbeitern erwirtschaftet, in Mitterteich in Bayern eine Fertigungsstätte für die selbst entwickelten Receiver in Betrieb. Eine zweite Produktionsstätte will das Unternehmen noch in diesem Jahr in Spanien errichten.

Nach Angaben von Schott-Sprecher Hofmann sind solarthermische Kraftwerke marktreif und können konventionelle Kraftwerke ersetzen. Im Sonnengürtel der Erde, wozu auch der Süden Europas und der südliche Mittelmeerarum zählen, könnten sie wirtschaftlich betrieben und der so erzeugte Strom mit bereits verfügbarer Technik auch kostengünstig nach Mitteleuropa transportiert werden, sagt Hofmann in der Wüste von Nevada.

Jörg Berendsmeier, dpa

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