Superflüssig, aber superfest
Superfluidität und Supersolidität lassen sich auch in magnetischen Systemen vereinen.
Ein Material, das flüssig und zugleich fest ist, geht an die Grenzen dessen, was man sich gemeinhin vorzustellen vermag. Gleichwohl wird von Theoretikern seit über fünfzig Jahren vorhergesagt, dass es solche als supersolid bezeichnete Materialien bzw. Materiezustände gibt. So waren theoretische Modelle zur Supersolidität Gegenstand intensiver Forschungen, unter anderem durch die Nobelpreisträger Thouless, Anderson und Legget. Möglichkeiten, solch einen exotischen Materiezustand experimentell zu beobachten oder in einem Material zu realisieren, wurden bis heute allerdings nicht gefunden. Zeitgleich mit zwei internationalen Forschergruppen, die durch die Anwendung von Atomfallen jetzt erfolgreich waren, berichten Physiker aus Augsburg und Dresden über einen von ihnen entdeckten Weg der Realisation von Supersolidität in Spinsystemen bei sehr hohen Magnetfeldern.
Abb.: Darstellung der Spinell-Verbindung MnCr2S4 (Mn: rot, Cr: blau, S: gelb) als Supersolid: Geordnete Chromspins (rot) sind von Manganspins (gelb) umgeben, die die Symmetrie einer Supersolid-Phase haben. (Bild: V. Tsurkan)
Fest, flüssig und gasförmig – das sind die drei klassischen Zustände von Materie, die uns vertraut sind. Dass ein Material zwei dieser Eigenschaften gleichzeitig besitzen könnte, widerspricht unserer Erfahrung und ist nur schwer vorstellbar. Noch unvorstellbarer scheint die Annahme, dass ein Material fest, also kristallin, und zugleich nicht nur flüssig, sondern superflüssig – also ohne jegliche Viskosität – sein könnte.
Die Physik kennt allerdings superfluides, also superflüssiges Helium, das völlig reibungsfrei durch engste Kapillaren dringen kann. Sie kennt auch supraleitende Elektronen, die Paare bilden und sich ohne jeden elektrischen Widerstand durch Metalle fortbewegen können. Aber weder Reibungsfreiheit noch das Fehlen jeglichen elektrischen Widerstands sind „normal“. Beide sind prominente Beispiele für das 1924 vorhergesagte Bose-Einstein-
Über lange Zeit hinweg war es die Hoffnung, Supersolidität in ultrakaltem festem Helium zu realisieren. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Als realistische alternative Methode zur Realisierung von Supersolidität wurden einzig lasergekühlte Atomfallen angesehen – eine Methode, bei der die Realisierung von Bose-Einstein-
Einen ganz neuen, auf magnetischen Spinsystemen beruhenden Weg zur Verwirklichung von Bose-Einstein-
Atomare Spins im magnetischen Kristallgitter besitzen kollektive Anregungszustände von Magnonen. Die Bose-Einstein-
Sie wählten für ihre Untersuchungen die Mangan-Chrom-
„In Kooperation mit der Gruppe des Kollegen Wosnitza in Dresden haben wir im dortigen Hochfeld-
Loidls Mitarbeiter Vladimir Tsurkan ergänzt: „Ein derartiges Magnetisierungsplateau ist äußerst ungewöhnlich, und theoretisch wird vorhergesagt, dass in den daran angrenzenden Phasen Supersolidität vorliegt. Diese Phasen haben wir in der vorliegenden Arbeit nun identifiziert und charakterisiert. Mit dem Ergebnis unserer Untersuchungen an der Mangan-
U Augsburg / DE